“Aber er hat immer noch ein Zimmer in Deinem Herzen.
Ein Bernsteinzimmer.”
“Davon hab ich ein ganzes Hotel im Herzen.”
Dieser kurze Ausschnitt eines langen, wunderbaren Gespräches hat mich immer wieder und immer weiter zum Nachdenken gebracht. An sich drehte es sich um einen Freund von früher, zu dem der Kontakt über die letzten Jahre abgebrochen ist. Meine Gedanken dazu wollte ich in Bilder und in Worte fassen. Besonderes letzteres fällt mir doch immer so schwer. Gerade deshalb sollte ich es aber doch wohl mal versuchen.
Erstaunlicherweise sind die Worte für mich treffender als die Bilder, die in den letzten Monaten entstanden sind. Daher auch nur diese beiden.
“Ein Zimmer im Herzen”
So schnell richte ich für manchen Menschen ein Zimmer ein in meinem Herzen. Ein ganzes Hotel für Menschen, die mir etwas bedeuten. Manche ziehen sofort ein, bei manchen dauert es ein wenig. Es gibt Menschen, die sind dort ständig zu Besuch, andere kommen nur alle Jubeljahre über ein Wochenende.
Für manche richte ich ein Zimmer her und doch beziehen sie nie wirklich ihren Raum. Andere lassen das Zimmer ganz schnell wieder zurück. Das Seltsame ist, für die meisten Menschen behalte ich “ihr” Zimmer noch eine ganze Weile. Für manche sogar für eine Ewigkeit. Mal ganz bewusst, mal ohne es selbst recht zu merken, zu wollen oder gar es ändern zu können.
So ist mein Herz mittlerweile ein ganzes Hotel voller Zimmer, doch leider sind viel zu wenige davon wirklich dauerhaft bewohnt.
Dies sind die Bernsteinzimmer.
Mein Herz ist voll davon. Unbewohnte Zimmer, von ihren Bewohnern längst verlassen.
Solage mein Herz aber groß genug ist für weitere und neue Zimmer, ist das alles kein Problem. Nur manchmal wenn ich gedanklich an all den Türen vorbei und durch die Zimmer gehe, nach dem Rechten schauen möchte, dann drückt es das Hotel mal fest zusammen und es wird etwas eng in meinem Herz.
Wenn die Fragen nach den Menschen sich in den Vordergrund drängen, warum sie nicht mehr greifbar sind, der Kontakt nicht erhalten blieb, warum sie in der Weltgeschichte verloren gingen, wie es ihnen geht, was wohl “falsch gelaufen ist” und ob es irgendwann ein Wiedersehen gibt.
So habe ich ein Zimmer für Matze, der irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs ist und nun hoffentlich seinen Platz gefunden hat. Ein Zimmer für Simon, der immer das Beste wollte und dies hoffentlich erreicht hat. Ein Zimmer für Inka, der es hoffentlich bald besser geht und sich neue, schöne und interessante Perspektiven für sie auftun. Ein Zimmer für… ich könnte noch so viele aufzählen.
Hoffentlich. Ich wünsche mir für all diese Menschen so viel Gutes. Hoffentlich.
Nach dem Schreiben habe ich versucht eine Art Resumé für mich daraus zu ziehen. Die einfachste Schlussfolgerung: ich bin nicht gut im Loslassen. Im Aufgeben aber auch nicht.
Lieben Dank, Melanie – für diesen Abend und dieses Gespräch. Auch für Dich alles Gute. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Ohne hoffentlich, als ganz fester Wunsch. *
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