Viele Menschen zog genau diese wieder nach Essen zur Weltgrößten Oldtimer-Verkaufsmesse – Der Techno Classica 2015 – eine kleine Nachlese.
Auch die Fiat 600 Freunde Deutschland waren wieder mit einem Clubstand dort vertreten. Mit viel Liebe zu kleinen Details, einem gut gedeckten Tisch mit Prossecco und passend gefüllten Präsentkörben wurde gefeiert – 60 Jahre Fiat 600 – das Jubiläum der Vorstellung auf dem Genfer Auto Salon 1955.
Nach zehn Jahren aktivem Mitarbeiten am Stand, hatte ich dieses Jahr eine kleine Auszeit genommen und nur bei den Vorbereitungen zu Hause geholfen. Daher hatte ich auch nur den Sonntag um mit der Kamera über die Messe zu ziehen. Ein paar meiner persönlichen Highlights folgen.
Ein kleiner Rundgang auf der Techno Classica
Der Stand des Herstellers Seat aus Spanien zeigte in Halle 6 drei ganz spezielle Unikate aus seiner Sammlung:
Neben dem Papamóvil – ein Sonderumbau auf Basis des Seat Panda für den Besuch des Papstes 1982 – gab es zwei Fahrzeuge, welche früher einmal zum Transport der Touristen zum beziehungsweise zur Besichtigung des Werksgelände in Barcelona umgebaut wurden.
Den Seat 1400 “Visitas” von 1954, als einzigartiger Umbau des 99.000 gebauten Seat 1400, mit dem die Besucher zur Produktionsstätte gefahren wurden. Mit Platz für sieben Personen und verschiedenen Details für den Komfort.
Daneben stand der Seat Savio von 1966. Entworfen vom italienischen Designer Pietro Frua, wurde das Fahrzeug für Werksbesuche in der Zona Franca genutzt. Durch den Rundumblick und das gläserne Fahrzeugdach war er dafür bestens geeignet und bot Platz für ebenfalls sieben Personen.
Für 600er Freunde gab es ein weiteres Schätzchen. In Halle 4, wo Citroen 60 Jahre DS feierte, fand er sich: Ein Fiat 600 aus erster Serie. Mit den originalen Schiebefenstern, Blinkern auf dem Kotflügel und der brüchtigten Selbstmörder-Türen. Leider viel zu teuer und (für mich) unerschwinglich.
In Halle 2 zeigte die Adam Opel AG Studien aus den Design-Studio Rüsselsheim. 50 Jahre – vom Experimental GT wurde der Bogen gespannt zum aktuellen Corsa und dem GTC Concept. Der besondere Hingucker: Zwischen dem Serienfahrzug GT und seinem Prototyp stand ein rollbares 1:1 Modell welches beide vereint und somit die einzelnen Veränderung während der Entwicklung deutlich macht. Hier ein paar cm mehr, dort ein paar weniger, die Schnauze weniger spitz, die Augen dafür schön rund, eine kleinere Heckscheibe…
In Halle 6 finden sich neben Volkswagen, die Autostadt, Skoda und Porsche mit Museum. Auch dort gab es wie immer viel zu sehen. Vor allem aber eins: Fliegende Oldtimer!
Über dem Stand der Autostadt Wolfsburg schwebten und drehten sich ein 1950er VW Käfer und ein VW Golf GTI von 1983. Ich gebe zu, ich war so angetan von dieser Darstellung, dass ich keine Erinnerung daran habe, welche Fahrzeuge darunter präsentiert waren.
In Halle 1 war, wie in jedem Jahr, der Herstellter Mercedes zu finden. Im Fokus dieses Jahr: sieben Rennwagen mit dem Stern. Der Messeaufbau verdeutlichte nicht nur Ihre Kennzahlen wie PS und Km/h sondern auch die jeweilige Form der Fahrzeuge mit den Stromlinien. In einem riesigen Rund fand sich der Mercedes-Benz 300 SLR Rennsportwagen mit der Startnummer 722, der vor 60 Jahren mit Stirling Moss nicht nur die Mille Miglia gewann, sondern die schnellste Zeit erreichte, die dort jemals gemessen wurde.
Verdiente Sieger der Clubstandwertung der Techno Classica wurde das 500 Forum mit dem Nachbau eines Tamiya Kasten mit türkisblauem Fiat 500. Neben der übergroßen Verpackung im Hintergrund fehlte nichts um einen Fiat 500 in Originalgröße zu konstruieren: Revell Klebstoff und Farbe, Pinsel, Lupe und natürlich sämtliche Einzelteile zum Herausbrechen. Aber auch das fertige Modell war zu sehen. Herzlichen Glückwunsch!
Und nun noch ein bisschen was vom Rest
Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Messe:
Die Techno Classica Essen wird von der SIHA ausgerichtet. Die Organisatoren haben in für dieses Jahr ein paar Entscheidungen getroffen, die von einigen Oldtimer-Clubs nicht gerade begeistert aufgenommen wurden. So wurde die Halle 1A im Kellergeschoss, in der früher verschiedene Camping- und Wohnmobil-Clubs zu finden waren, nun für den Verkauf von hochwertigen Fahrzeugen fein gemacht. Top Salon Exclusive – Ein roter Teppich für all die teuren Oldtimer. Das freut vielleicht das gut betuchte Käuferherz, doch sicherlich nicht die “Vertriebenen”.
So wurden aus Platzgründen verschiedene Clubs gar nicht mehr zur Messe “eingeladen”. Einige Clubs bekamen neue Plätze zugeteilt, was für andere Clubs bedeutete ein paar Meter abzugeben. Doch ein wenig abstrus war es schon, dem Camping Oldie Club einen 5*5 m “großen” Stand in Halle 6.1 zu geben. Auf dem kleinen Stand fand sich zwar Platz für einen schönen, kleinen Wohnwagen – doch eine wirkliche Präsentation des Hobbies ist so schwer möglich. Dem Frust darüber machten die Mitglieder des C.O.C. auch mit ihrem Stand-Thema Luft.
Was nicht nur ich gut verstehen kann. Die Fiat 600 Freunde Deutschland haben ein paar Meter “verloren” an den C.O.C. und symathisieren doch voll und ganz mit dem Verein. Viele der Clubs bringen nicht nur ihre Fahrzeuge zur Messe um diese auszustellen. Sie sind während der ganzen Messe Ansprechpartner für viele der Besucher – ob es nun um ein paar schöne Anekdoten geht, Beratungen zu Fahrzeugen, Ersatzteilbeschaffung und so weiter. Weiterhin betreiben viele Clubs einen großen Aufwand um mit ihren Präsentationen noch mehr zu bieten. Es werden schöne Mottos erarbeitet und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Bei den Clubs gibt es so manchen echten Hingucker!
Die Planung für die Umgestaltung der Messe Essen laufen. Wie sich das bereits im nächsten Jahr auf die Techno Classica auswirken wird, weiß wohl noch keiner. Wie sich die Organisatoren der Techno Classica weiter verhalten in Bezug auf die Ausrichtung der Messe – besonders wenn der Abriss und Umbau beginnt – ist auch unbekannt. Zumindest haben sie bereits in diesem Jahr ein erstes Zeichen gesetzt wohin die Reise der Messe gehen könnte: Mehr Verkaufsflächen, weniger Clubpräsentation. Sicher alles auch nur eine Frage des Geldes und so aus Sicht der Veranstalter “irgendwie verständlich”.
Für mich persönlich schon jetzt ein großer Verlust – natürlich spreche ich hier sehr subjektiv, noch dazu als Clubmitglied, das über zehn Jahre an Messeständen aktiv gearbeitet hat. Doch gerade nachdem ich in diesem Jahr nur den Sonntag nutzen konnte mir die Messe anzusehen (und nicht alle Hallen besucht habe) ist mir eines bewusst geworden: Ich besuche die Techno Classica vor allem wegen der anderen Clubstände. Die Vielfalt der Oldtimerwelt wird vor allem durch sie reprästentiert. Immer wieder tauchen dort Fahrzeuge auf, die man nicht überall sieht. Man wird auf spezielle Eigenschaften aufmerksam gemacht und bekommt auch immer gern Geschichten und genaue Einzelheiten dazu erzählt – wenn die Präsentation nicht schon genug aussagt. Ganz zu schweigen hat man sich über die Jahre kennen gelernt, auch über die Fahrzeugmarke hinweg.
An nächster Stelle kommen die Hersteller-Stände und deren Präsentationen an alten Fahrzeugen. Die Hallen mit Ersatzteilen aller Art gehören nicht nur zum Ambiente dazu – auch thematisch gehören sie zur Messe. Auf den Aussenflächen zwischen den zum Kauf angebotenen Fahrzeugen zu spazieren lässt Blicke und Träume schweifen – doch besonders in den Hallen in denen nur noch dicht an dicht die hochpreisigen Fahrzeuge stehen auf überfüllten Verkaufsflächen verlieren ihren Reiz. Von der Reizflut mal abgesehen ist es kaum möglich die Autos “im Ganzen” zu sehen, an den meisten Stellen kann man nicht einmal um einen Oldtimer herum gehen. Sollte sich die Messe weiter in diese Richtung entwickeln, sehe ich mich nicht mehr in ihrer Zielgruppe. Der Eintrittspreis zur nicht geringen Anfahrt machen sie dann schnell völlig unattraktiv.
Mir ist bewusst, die Techno Classica ist eine Verkaufsmesse – doch sollte sie sich weiter in die Richtung der hohen Wertanlagen entwickeln sehe ich für mich Kleinwagenfahrer bereits mit Fahrzeug keinen Platz mehr. Schade eigentlich, denn in den letzten 15 Jahren, also schon lange vor dem eigenen Führerschein geschweige den Auto, war sie immer ein fester Termin in meinem Kalender.
Es würde mich sehr freuen mit anderen Oldtimerfreunden und Messe-Besuchern in Kontakt zu kommen bezüglich der aktuellen Entwicklungen rund um die Techno Classica und den Oldtimer-Markt. Ist es wirklich so, dass auf der diesjährigen Messe so viele Fahrzeuge an “Neulinge” verkauft wurden? Ist es so, dass die Preise -nicht nur auf der Messe- für verschiedene Fahrzeuge in schwindelerregehnde Höhen steigen, da sie als “sichere Wertanlangen” gehandelt werden? Ist ein solches Auto wirklich eine Wertanlage? Oder sollte es doch besser weiterhin als schönes Hobbie gesehen werden?
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