Die Reise von Kröt und Schuhuu geht weiter und so kommen die beiden im Juni nach Deutschland – Norddeutschland um genau zu sein.
»Wo ist denn das Meer? Du hast doch gesagt, wir fahren ans Meer!«, Kröt starrt enttäuscht auf eine weite matschige Landschaft. »Zum Wattenmeer. Weißt Du nicht, was das ist?«, fragt die Eule ihren Freund. Die Schildkröte guckt verlegen und bohrt mit einem Fuß im Schlamm. »Es ist gerade Ebbe«, Schuhuu muss sich wie so oft das Lachen verkneifen, »was das ist, weißt Du aber schon?« »Ja«, antwortet Kröt etwas kleinlaut, »aber dass dann gar kein Meer mehr zu sehen ist…«, sehnsüchtig schaut er zum Horizont, »es ist ja völlig verschwunden, nur noch Rinnsale im Sand.«
»Wir machen eine Wattwanderung rüber zur Hallig«, Schuhuu möchte loslaufen doch: »Oh!«, sie zieht ihren Fuß aus dem Sand, »das wird wohl gar nicht so einfach. Ich sinke ein, bis zum Bauch sogar.« »Kann ik helfen?«, fragt eine helle Stimme. »Hallo, danke, aber ich denke nicht. Oder haben Sie ein paar Schneeschuhe für meine gefiederte Freundin?«, Kröt ist ein bisschen frech gegenüber Schuhuu. »Ah ik seh wo Ihr Problem liggt, de Schwimmhäute zwischen den Zehen fehlen. De sünd för een Wanderung im Watt doch beter. Du solltest een gewisse Standfläche aufweisen willste im weichen Sand voran kommen«, antwortet der schlanke Vogel mit dem schwarz-weißen Gefieder. Schuhuu schaut auf die Füße des Unbekannten: »Ich sehe was Sie meinen. Und Sie sind?« »Tschuldigung, mien Naam üss Fiete Säbelschnäbler.«
Gemeinsam machen sich die drei Tiere auf den Weg zur Hallig. »Beim Wattwandern muss man genau beachten wo man unterwegs üss un wannehr de neegste Floot einsetzt. Manche Besucher unterschätzen es wie fix das Wasser zurück kommt«, Fiete geht schnellen Schrittes voran, während Schuhuu nun doch den einfacheren Weg wählt und die Strecke fliegend zurücklegt. »Wofür habe ich schon Flügel?«, verteidigt sie sich als Kröt ihr einen neidischen Blick zuwirft.
»Ebbe und Flut haben was mit dem Mond zu tun!«, Kröt ist stolz auf sein Wissen und das soll auch Fiete merken. »Türlich«, bekommt Kröt eine knappe Antwort vom Säbelschnäbler. »Schuhuu, der redet so komisch«, raunt die Schildkröte nach oben. »Plattdüütsch«, Fiete hat wohl gehört was Kröt zur Eule sagte, »wi snacken nu ma so.«
»Der Mond also, aber auch die Sonne sind für die Tiden – so nennt man den Wechsel der Gezeiten – verantwortlich«, da Fiete nicht weiter spricht plappert Schuhuu los was ihr einfällt, »In einem Wattenmeer wie dem der Nordsee fallen die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut besonders auf, da große Flächen zwei mal am Tag trocken fallen. Das liegt daran, dass der Untergrund nur ein sehr geringes Gefälle hat.«
Das Wattenmeer der Nordsee reicht von den Niederlanden bis nach Dänemark. Es ist das größte unserer Erde. Rund 250 Tierarten gibt es nur hier. Für Fische wie Meeressäuger dient es als Kinderstube. Neben zahlreichen Brutvögeln nutzen riesige Zugvogelschwärme das Gebiet im Frühjahr und Herbst als Rastgebiet auf ihren Reisen.
- Wattenmeere – ein besonderer Lebensraum
- Man findet sie überall auf der Welt, in den tropischen Zonen werden sie allerdings meist von Mangrovenwäldern überwachsen. Diese nennt man daher auch Gezeitenwälder.
- Tiere und Pflanzen im Watt müssen sich stark an den Wechsel zwischen Ebbe und Flut anpassen. Dies meistern mit Bravur zum Beispiel Herz- und Miesmuscheln, Wattwürmer und Robben.
Ein Danke an Meike Teichmann, (m)einer Spezialistin für Plattdüttsch – immerhin gibt es ihr Kinderbuch „Die Zaubermühle oder Wie das Salz in die Nordsee kam“ zweisprachig in Hoch- und Plattdeutsch. Sie hatte mir bei dieser Geschichte und dem Dialekt von Fiete sehr geholfen.
Meike ist Illustratorin mit den Wurzeln im Norddeutschen, mittlerweile lebt und arbeitet sie in Euskirchen. Schaut doch mal auf Ihrer Webseite und ihrem Blog vorbei – ihre Arbeiten sind vielfältig und in verschiedenen Onlineshops zu erhalten!
Text und Illustration: Leoni Pfeiffer.
Die auf meiner Internetseite und dem Blog enthaltenen Inhalte (Text und Bild) sind urheberrechtlich geschützt. Es bedarf einer schriftlichen Genehmigung meinerseits für denjenigen, der die Inhalte vervielfältigt, bearbeitet, verbreitet oder nützt. Das Herunterladen und Kopieren meiner Internetseite ist, wenn nicht anders gekennzeichnet, sowohl für den privaten als auch den kommerziellen Gebrauch von mir schriftlich zu gestatten.
Schreibe einen Kommentar