Wo holst Du Dir Deine Inspiration?
Bei Pinterest, Instagram oder in verschiedenen Blogs? Ja? Das ist schön, aber fühlt es sich auf Dauer auch so an? Also schön? Oder ist es oft doch nur ein Zeitfresser? Wie lange hält es an, dieses Gefühl der Inspiration? Wie wäre es denn mal wieder mit etwas echtem?
An diesem Freitag war ich, relativ kurzfristig, mit einer Freundin in der Frankfurter Schirn zu besuch. Von der Ausstellung „Fantastische Frauen“ in der Kunsthalle kann ich Euch also ein paar Eindrücke zeigen. Leider endet die Ausstellung an diesem Wochenende allerdings. Dieser Artikel wird also nicht damit enden „Da müsst Ihr hin!“
Aber: vielleicht muss es ja nicht diese Ausstellung sein, vielleicht auch nicht dieses konkrete Museum. Vielleicht ist es auch ein anderes, dass Ihr einfach mal wieder besuchen solltet.
Kunst sehen, betrachten, beobachten, einatmen. Und ein wenig (mehr) Inspiration mit nach Hause nehmen.
Wir waren also in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt. Die Ausstellung “Fantastische Frauen” war wegen des Corona-Lockdown verlängert worden, was sicher einiges an Planung bedarf für ein Museum. Auch gibt es natürlich gewisse Regelungen wie Abstand halten und das Tragen von Masken.
Doch für uns zwei gab es auch einen Vorteil: erstens die lange Öffnungszeit, die konkreten Zeitslots und die dadurch resultierende „Leere“ im Museum. Gewiss war es nicht leer, die Ausstellung ausverkauft. Aber eben durch die Regelungen doch viel weniger Besucher dort als es sonst normal gewesen wäre. Damit jetzt für jeden genug Platz zum Betrachten der Werke und keiner brauchte sich zu sehr Gedanken um die Thematik Pandemie machen.
Wäre die Ausstellungszeit nicht verlängert worden, und wären nicht so viele Veranstaltungen in den letzten Monaten abgesagt worden, ich hätte es vermutlich nicht zu den „Fantastischen Frauen“ geschafft obwohl mich das Thema „Surrealismus“ und die Rolle der Frau in dieser Epoche interessieren – bleibt sie doch oft völlig unerkannt. Irgendwas anderes wäre sicher immer gewesen. Vielleicht tat der Besuch deswegen auch so gut für mich?
Denn wenn ich ehrlich bin, zuletzt war ich im Barcelona-Urlaub in einem Kunstmuseum (zu dieser passend bei Salvador Dalí). Das dürfte über zehn Jahre her sein. Davor auf Klassenfahrt an der Côte d’Azur 2001. Damals ausgestattet mit der großen analogen Spiegelreflexkamera – also noch mit echtem Negativfilm – doch man durfte in keinem der Museen von Cézanne, Chagall, Picasso oder Legér überhaupt fotografieren…
In der Schirn war das anders. Natürlich gelten zum Fotografieren von Kunstwerken gewisse Regeln. Anstandsregeln wie ohne Blitz, Licht und Stativ, die jedem klar sein sollten. Aber vor allem immer auch die Frage der Nutzungsrechte an den gezeigten Bildern bekannter Künstlerinnen, die zum Teil wiederum Leihgaben anderer Museen sind. Somit an dieser Stelle ein Danke, dass ich nicht nur privat und für mich fotografieren durfte, sondern hier einige Eindrücke veröffentlichen darf als Blogger.
Zur Ausstellung „Fantastische Frauen“
Die SCHIRN präsentiert mit FANTASTISCHE FRAUEN erstmals den weiblichen Beitrag zum Surrealismus. Mit rund 260 beeindruckenden Werken von 34 internationalen Künstlerinnen entführt die Ausstellung in surreale Welten. Neben berühmten Frauen wie Louise Bourgeois, Frida Kahlo oder Meret Oppenheim sind zahlreiche unbekannte, aufregende Persönlichkeiten wie Alice Rahon oder Kay zu entdecken.
Und genau so ist es – Ein Entdecken. Der Aufbau in der Schirn selbst mit den kräftig farbigen Wänden und dem Weg durch den lang gezogenen Raum bringt eine Spannung und gleichzeitig eine entspannte Stimmung, man kann sich auf die gezeigten Werke der Künstlerinnen einlassen.
Die Beschreibungen der einzelnen Lebensgeschichten, wie die Zusammenstellung der Werke macht deutlich, wie die Künstlerinnen das damalige Frauenbild und auch die eigene Rolle als Frau sahen, lebten und ein Stück weit veränderten. Nicht nur Lebensgefährtin oder Muse sein, sondern selbst Kunst erschaffen. Rebellieren, provozieren ob nun ganz offensichtlich oder unterschwellig.
Immerhin ist diese Epoche nun bald gut ein Jahrhundert entfernt. Trotzdem ist das Thema Feminismus, Frauenrollen, Familienbilder und so weiter nicht abgeschlossen, entwickelt sich weiter und nicht immer „vorwärts“.
Nun ist Surrealismus nicht unbedingt für Jedermanns Geschmack. Aber das ist ja das schöne, jeder Geschmack ist verschieden. Ich selbst finde die Werke oft gleichzeitig fantastisch wie verwirrend oder auch manchmal verstörend. Dann ist es mir eine Hilfe eine Erklärung zu erhalten, eine Beschreibung, oder einen Einblick in das Leben der Künstlerin. Während ich als Jugendliche Surrealismus mochte, weil es so fantasievoll erscheint, suche ich heute gern auch nach den Geschichten dahinter.
Wenn Ihr an Surrealismus denkt, was fällt Euch ein, ausser Dalís weiche Uhren?
Das Bild trägt übrigens eigentlich den Titel „Die Beständigkeit der Erinnerung“ – Aber zur Ausstellung: Selbst muss ich mir eingestehen, eigentlich nur zwei der Künstlerinnen vorher gekannt zu haben. Durch meinen Kopf ging der Gedanke, dass vor allem das Selbstportrait von Frida Kahlo viele Menschen erst für die Ausstellung interessiert haben könnte. Frida ist bekannt, ihr Stil, ihre Geschichte, besonders ihre Selbstportraits. Gerade auch bei Menschen, die sich weniger mit Kunst(Geschichte) beschäftigen. Definitiv ist damit das Portrait als Aufmacher, als Gesicht der Ausstellung, gut gewählt.
Und ja, wir mussten ein Selfie mit ihr machen. Damit waren wir an diesem Abend aber nicht allein.
In der Ausstellung geht es aber eben nicht nur darum, dass es alles Werke von Künstlerinnen sind.
Der Surrealismus ist geprägt von der Darstellung der Frau. Aus Männersicht. Frauen waren aber damals schon mehr als nur Muse oder “Gefährtin von”. Liest man die einzelnen Biografien wird es klar. Selbst wenn die Künstlerinnen aus gutem Hause kamen, diese Frauen mussten viel leisten um dieses Leben führen zu können. Raus aus der Familie, gegen Konventionen und das Rollenbild.
Begeistert haben mich die Fotografien in der Ausstellung
Bereits rein technisch: Damals zur Zeit des Surrealismus war es noch ein junges Medium. Allein das Fotografieren gefolgt vom Entwickeln des Filmes bis zum Belichten der Negative oder Dias, ist zu einen ein großes Handwerk (im Abitur durfte ich etwas davon lernen inklusive Dunkelkammer und Rotlicht) zum anderen kommt hier der Künstlerische Aspekt hinzu. Man muss ich gerade bei Collagen die durch Mehrfachbelichtungen entstehen, ganz anders vorstellen wie es später werden soll. Und eben nicht mit Photoshop ein paar Pixel retuschieren.
Nun, ansonsten kann ich Euch nicht viel zu den einzelnen gezeigten Künstlerinnen erzählen oder zu ihren Werken. Ich denke, mir fehlt dazu zu viel Wissen –ich war auch gänzlich unvorbereitet in der Ausstelung– und es ist auch nicht mein Ziel mit diesem Artikel. Viel besser kann das die Schirn selbst und so haben sie zur Ausstellung auf Ihrer Webseite ein fantastisches Digitorial zur Verfügung gestellt, das ich jedem empfehlen möchte, der sich zum einen für den Surrealismus zum anderen für die Rolle der Frau in der Kunst und zu dieser Epoche interessiert.
Links zur Ausstellung in der Schirn “Fantastische Frauen”
- Fantastische Frauen – Digitorial zur Ausstellung
- Führung mit Kuratorin Ingrid Pfeiffer durch die Ausstellung bei youtube
- Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo bei youtube
Für mich bleibt was ich mitgenommen habe an Inspiration
- Oft hat man ein paar wenige Werke eines Künstlers im Kopf, bekannte Werke nunmal. In einer solchen Ausstellung finden sich aber weitere, die mindestens genauso betrachtenswert sind. Ich sollte öfter meine Fühler ausstrecken und zum Beispiel Museen besuchen.
- Es tut gut mit jemandem durch eine Ausstellung zu gehen, der Bilder ähnlich und doch ganz anders betrachtet und man sich darüber austauschen kann. Danke für den kurzweiligen Abend, liebe Freundin.
- Nun kann ich mehr mit dem „Cadavre exquis“, dem köstlichen Leichnam, anfangen und denke, dieses Spiel der Surrealisten sollten wir mit den Urban Sketchern mal versuchen wenn das Wetter uns in Innenräume bannt.
- Natürlich gibt es große Künstler*innen, die nicht nur intellektuell große Werke schaffen – Werke in die man viel interpretieren kann, die eine große Aussage tragen –, sondern vor allem auch technisch mit dem Material perfekt umgehen können.
Aber: Beim genauen Betrachten findet man ab und an auch eine Ecke bei der man sich denkt „Oh ja, hier wurde nachgebessert, da hat es auch nicht gleich gepasst“ – was vielleicht den ein oder anderen beim eigenen Zeichnen und malen beruhigt = „Wir kochen doch alle nur mit Wasser“. Solange ich zeichne und mich selbst darin finde, egal ob in der Aussage oder einfach „dem schönen Bild“, vielleicht auch nur im Entstehungsprozess, solange darf ich mich selbst auch als Künstler*in sehen. - Ein paar Fragen: zum Beispiel was ist eigentlich „Masonit“ auf das einige der Künstlerinnen mit Öl gemalt haben?
Oder was ist Automatisches Schreiben und Zeichnen, was eine beliebte Technik der Surrealisten war?
Wäre das eine oder andere vielleicht auch was für mich?
Ob es wohl stören, wenn man eine Weile im Eingangsbereich sitzen würde um den Blick in die Kuppel zu zeichnen? - Die Farben Rot, kräftiges Purpur und das Blau des Himmels.
Mai 89 meint
Wow, eine wunderschöne Kunsthalle. Sicher einen Besuch wert. 🙂 Finden da auch Auktionen statt?