Granulierende Aquarellfarben – was ist das?
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Der eine mag’s, der andere nicht, der nächste weiß gar nicht was er da vor sich hat und was er damit nun anfangen soll – bei der Aquarellmalerei scheinen sich an den granulierenden Farben die Geister zu scheiden.
Vielleicht weil es ausserhalb dessen liegt, was sich „einfach“ kontrollieren lässt und man nicht immer das Ergebnis erhält wie in der eigenen Vorstellung, wenn Flecken, Ränder und Farbansammlungen das Bild mit gestalten. Die Farbe zeigt ihr Eigenleben und bildet feine Strukturen.
Doch in der letzten Zeit scheint es immer mehr Künstler zu geben, die sich für diesen Effekt interessieren. Genauso wie ich immer wieder auf Bilder und enttäuschte Kommentare stoße, von Künstlern, die diesen Effekt noch gar nicht kannten und die Farbe für „Kaputt“ und „unbrauchbar“ halten. Ich selbst hadere ab und an damit, dass der Effekt der Granulation nicht in meiner Kontrolle liegt. Da muss ich noch viel üben, egal ob ich ihn „mehr“ oder „weniger“ möchte.
Um den Effekt, eine Eigenschaft der Farben, besser zu verstehen und damit auch gezielter einsetzen zu können, habe ich mich nun länger damit befasst und möchte das mit Euch teilen. Außerdem habe ich ein paar befreundete Künstler nach ihren Erfahrungen mit granulierenden Aquarellfarben und ihrer liebsten Farbe gefragt.
Da dieser Artikel über die Wochen in denen er entstand, recht lang und umfangreich geworden ist, beginne ich hier mit einer Kurfassung über die Ihr bei Interesse zu den jeweiligen Abschnitten springen könnt (noch nicht schön gelöst, aber als Printhase mit Html-Code, nun das ist so ein Ding…). Viel Spaß beim Lesen!
Kurzfassung Granulierende Aquarellfarben
Was ist Granulation? Partikel finden haufenweise zusammen, hier: Pigmente auf dem Papier. Das ist kein Fehler, sondern eine Eigenschaft ganz bestimmter Pigmente.
Wozu nutzt man diesen Effekt? Struktur in sonst homogenen Flächen, z. B. dichter Wald oder Hausfassaden.
Wie klappt‘s? Pigmente gut lösen und in viel Wasser schwimmen lassen. Man kann auch das Papier vorab gut nass machen.
Woran erkennt man eine granulierende Farbe? Im besten Fall bereits am Etikett, spätestens wenn man sie mit recht viel Wasser vermalt.
Der Effekt ist
…Einmalig
…Abhängig von dem gewählten Papier (Struktur und Dichte), dem Wasser (besonders der Menge) und auch der Trocknungszeit
…ein neuer Trend?
Granulierung – Was passiert hier überhaupt?
Definition Granulierung
„Körnig“ lat. granulum – Verwandeln von Partikeln in ein Haufwerk von Partikeln.
Die Pigmente bilden Ansammlungen und je nach Papier sinken sie in dessen Struktur ein. Optisch: Die Farbe wird fleckig, teilweise wie rissig, die Fläche uneben, es entstehen Muster, ähnlich wie mit Buntstift über das Papier gerieben, oder die an das Luftbild eines Flusses mit vielen Nebenarmen erinnern.
Beim ersten Pinselstrich kann man sich schon erschrecken, wenn die Pigmente sich zu kleinen Ansammlungen und Haufen zusammen ziehen. Vielmehr vielleicht noch, wem man es erst beim Trocknen erkennt. Und für viele ist der erste Gedanke: „Was ist denn hier kaputt?“. Nichts. Dieser Effekt ist eine Pigmenteigenschaft, die man gezielt einsetzen kann.
Was granuliert denn hier?
Natürlich das Pigment. Als Hauptbestandteil von Farbe liefert es uns mehr als nur den farblichen Eindruck. Nein, Pigmente bringen verschiedene Eigenschaften mit. Eine davon ist die Granulierung.
Woher kommt diese Eigenschaft?
Von der Pigmentgröße, Masse und dem Gewicht (auch der Ladung, aber wir wollen mal nicht zu tief in Physik- und Chemieunterricht abtauchen). Es ist nicht davon abhängig ob man feuchte Aquarellfarben aus der Tube oder trockene, feste aus dem Napf nutzt.
Werden Pigmente in Wasser gelöst, beginnen sie zu schwimmen. Schwerere Pigmente sinken schneller herab, leichtere bleiben länger frei beweglich. Die Ladung sorgt dafür, dass sich die schweren (granulierenden) Pigmente haufenartig sammeln, während die anderen sich gleichmäßiger verteilen und ein glatter Farbfluss entsteht.
Granulierende Pigmente sind meist anorganische Metallverbindungen. Erstaunlicherweise (also für mich, ein Chemiker könnte das anders sehen) gehören kaum rote Pigmente zu den natürlich granulierenden, dafür besonders viele blaue und Erdtöne.
Früher hielt man das Granulieren für einen Mangel. Natürlich gibt es auch (Qualitäts-)Unterschiede zwischen Farben. Zum einen kommt es darauf an, welche Qualität das eingekaufte Pigment von vorne rein hat, zum anderen auf die weitere Verarbeitung. Wie lange wird das Pigment gemahlen, mit welchen Bindemitteln versehen und wie abgefüllt und beim Napf, getrocknet. Dies sind die Punkte, die auch beim Endpreis von Näpfchen und Tuben-Farben eine Rolle spielen. Doch das Granulieren als solches ist kein Fehler.
Aber: günstige Aquarellfarben granulieren oft nicht so stark, da sie weniger Pigmente enthalten. (So habe ich es zumindest recherchiert… einen „Beweis“ dazu hab ich allerdings nicht.)
Schaut man sich Aquarellfarben genauer an, stellt man fest, dass die fertigen Farben –egal ob im Napf oder in der Tube– aus verschiedenen Pigmentmischungen bestehen können. Es gibt sogenannte Einpigment-Farben, häufig kommen aber auch zwei oder drei Pigmente zusammen.
Nur auf die Farben mit Granulierung gesehen gilt das gleiche. Es gibt die Monopigmentfarben wie zum Beispiel Potters Pink (Schmincke 370, Pigment PR233). Mischungen mit zwei Pigmenten, bei denen eines granuliert wie zum Beispiel die Dämmerungsfarben von Rembrandt oder Van Gogh / Royal Talens (hier: 630 G Dämmerungsgrün, Pigment PG7 für die Farbe und PBk11 Oxidschwarz, das granuliert) und neu von der Firma Schmincke Supergranulierende Farbtöne mit gleich zwei oder drei granulierenden Pigmenten für einen starken Struktur-Effekt.
Ein wenig „aus der Reihe tanzen“ die 36 PirmaTek Farben von Daniel Smith. Diese bestehen aus echten mineralischen Pigmenten und bis auf zwei Ausnahmen granulieren diese alle.
„Ob ich den Effekt von granulierenden Aquarellfarben mag?! Schwierige Frage! Treffender wäre wohl der Begriff Hassliebe. Meine erste Begegnung damit war eher so „Oh nein, was macht denn die Farbe da? Aaaahhh, das will ich nicht!“
Dann gibt es aber wieder Momente, in denen ich denke, was das doch für ein grandioser Effekt ist. Gerade als ich die Farbe für eine Limettenzeichnung verwendet habe, war ich wieder einmal positiv überrascht wie echt sie dadurch wirkte. Ansonsten braucht es wohl schon ein wenig Fläche, damit der Effekt zur Geltung kommt.Meine Lieblingsfarben sind Daniel Smith PrimaTek „Green Apatite Genuine“ und „Purpurite Genuine“. Die Farbe Potters Pink mag ich auch sehr gerne, besitze ich aber nicht.“
Bianca Hestermann, kreative Seele von Handlettering, Plotter und 3D-Drucker bis Urban Sketching
Apropos Potters Pink.
Für diesen Artikel habe ich zwei Meeresschnecken gezeichnet mit farbiger, dunkelroter Tinte und mit der Monopigmentfarbe koloriert. Potters Pink granuliert nur leicht und mit einer eher sandigen Struktur auch wenn das Papier hier rau (Echt-Bütten, Rough) ist. Im dazu gestellten grafischen Element wollte ich zwei verschiedene Effekte zeigen.
Die Flügelschnecke
Das Schneckenhaus ist unterschiedlich stark gewässert gewesen bevor ich mit Potters Pink bestimmte Flächen bepinselt habe. Dazu muss man die Farbe gut anrühren, die Pigmente wollen ein wenig gebeten werden um sich richtig im Wasser zu lösen.
Der Kreis ist mit der Dämmerungsfarbe Grün angelegt. Auch hier habe ich die Fläche erst mit dem Pinsel gleichmäßig feucht gemacht. Man erkennt gut, wie das grüne Pigment sich (relativ) gleichmäßig verteilt, während das Schwarz stark granuliert. Selbst auf meinem Porzellanteller trennen sich die Pigmente hübsch beim Trocknen der Farbe.
Den Effekt der granulierenden Farben mag ich sehr, da die Farben besonders wirken und zusätzlich Struktur erhalten. Deshalb verwende ich die Farben total gerne für abstrakte Bilder, bei denen ich mit Farben und Strukturen experimentieren kann.
Sich für eine Lieblingsfarbe zu entscheiden ist immer schwierig, aber ich mag schon Farben, bei denen der Effekt sehr deutlich ist, wie zum Beispiel bei Dämmerung Rosa und Dämmerung Grün von Rembrandt.
Kirsten Albers, Künstlerin, Autorin und Workshopleiterin im Kunstpark Herne – www.Gelbkariert.de
Die Purpurschnecke
Auch hier ist das Schneckenhaus mit dunkelroter Tinte gezeichnet und dann mit Potters Pink koloriert. Der Kreis ist mit einer PrimaTek Farbe von Daniel Smith gefüllt – Echtes Purpurit (Purpurite Genuine). Die Farbe mit dem mineralischen Pigment granulierte sehr gleichmäßig. Auch sie wollte etwas mehr Zuwendung um sich im Wasser zu lösen, aber dann floss sie gut über das raue Papier. Ein paar Schatten der Schnecke habe ich damit nachgezogen um grafisches Element und Zeichnung zu verbinden.
Ab in die Tiefsee
Schon vor den beiden Schnecken hatte ich einen Oktopus mit der roten Tinte gezeichnet. Für das Wasser um ihn herum wollte ich die Farbe „Tiefsee Violett“ der Supergranulierenden Aquarellfarben von Schmincke zum ersten Mal ausprobieren. Diese Farbe aus der Sonderedition besteht aus den beiden granulierenden Pigmenten PB 29 (Ultramarinblau) und PBr 33 (Zinkeisenchromitbraunspinell – ein Wort zum Scrabble spielen).
„Wow“ schoss es mir durch den Kopf, als ich die ersten Pinselstriche gemacht habe – die Pigmente führten einen regelrechten Tanz im Wasser auf. Auch wenn ich es selbst immer anders empfehle, auch ich bin manchmal zu sehr versucht eine neue Farbe direkt an einem Motiv zu versuchen. Das hätte auch schief gehen können. Ist es aber nicht, oder?
Der Kraken aus dunkelroter Tinte ist mit einer nicht granulierenden Farbe, Perylenviolett (Schmincke 371), koloriert. Nur im Bereich des Kopfes ist auch die Hintergrundfarbe, das Tiefsee Violett (14 951, PB29 und PBr33), aufgegriffen. Als Kontrast kam ein Gemisch aus Gelb und Orange für das Auge und die Saugnäpfe an den Armen dazu.
Nicht alle Pigmente granulieren gleich stark
…denn wie gesagt, es hängt nunmal von Größe, Masse und Ladung ab. Nicht vom Farbeindruck. So kann man auch zwei Französisch Ultramarin haben (im Bild von Schmincke Horadam 493 und Rembrandt 503) mit dem gleichen Pigment (hier PB29) und diese unterschieden sich doch etwas.
Manche Pigmente granulieren nur ganz sachte zu feinen, sandigen Strukturen, während andere direkt in Muster auskörnen. So machen sich die Supergranulierenden Farbtöne von Schmincke vor allem Pigmente zu nutze, die stark bis sehr stark granulieren um den maximalen Effekt zu erreichen. Was würde Euch für ein Motiv damit einfallen?
„Ich liebe den Effekt von granulierenden Farben. Darauf gestoßen bin ich durch die Anschaffung von Kobalttürkis (Schmincke 509). Dass sich die Farbe nicht homogen verhält, war auffällig, und ich machte mir diese Strukturen zu eigen. Ich verwende diese Farben für Hintergründe oder stoffliche Texturen, um Flächen lebendiger zu gestalten.
Es passt aber nicht immer. Mit Potters Pink habe ich die Erfahrung gemacht, dass, in Hauttöne gemischt, der granulierende Effekt den Teint zu sehr stört.
Meine aktuelle Lieblingsfarbe ist Ultramarinviolett (Schmincke 495). Aber es gibt noch viele Töne zu entdecken!“
Annika Sauerborn, Illustratorin verschiedener Kinderbücher und Autorin im Bereich Handlettering – www.frauannika.de
Wie bekommt man den schönen Effekt nun aufs‘s Papier?
Pigmente sind gute Schwimmer
Und zwar alle miteinander. Nicht umsonst sollte man Farben im Napf immer etwas anfeuchten und mit Pinsel und Wasser auf der Palette schön lösen.
Gerade um einen gleichmäßigen Farbauftrag zu gestalten, sollten die Pigmente die Möglichkeit bekommen, sich im Wasser frei zu bewegen. Auch die Farbkraft der einzelnen Pigmente ist viel besser wenn man sie einmal richtig gelöst hat. Möchte man größere Flächen gestalten, sollte man genug Farbe vorher ablösen (und mischen). Dies gilt ganz generell für Aquarellfarben.
Arbeitet man nun mit granulierenden Aquarellfarben wird das Wasser –also seine Menge– noch wichtiger!
Lässt man die Pigmente regelrecht über das Papier schwimmen, haben die schwereren granulierenden Pigmente viel mehr/länger die Chance sich zusammen zu finden und in Haufen abzulagern.
Die charakteristischen Zeichnungen und Strukturen erscheinen viel deutlicher.
Demnach sind granulierende Farben besser für Flächen als für kleine Details geeignet. Zumindest wenn man den Effekt der Farben einsetzten möchte. Bei zu feinen Linien ist nicht genug Fläche vorhanden für viel Wasser und das haufenweise ablagern der Pigmente.
Genauso bleibt ein Effekt (je nach Farbe) aus –oder zumindest schwer erkennbar– wenn man mit sehr wenig Wasser arbeitet dafür mit viel Pigment im Pinsel. Dieses trocknet zu schnell mit den Pigmenten auf, so dass diese keine Chance haben ihre „Haufen zu bilden“.
Es liegt aber nicht nur am Pigment – Das geeignete Papier
Wie so oft, die Optik wird nicht nur von der Farbe bestimmt. Natürlich ist der Eindruck auch vom Papier abhängig. Ist es glatt, matt, rau oder stärker strukturiert – auf einem Papier mit Vertiefungen, wie bei Torchon, setzen sich dort die schweren Pigmente ab und unterstreichen die Papierstruktur noch zusätzlich. Auf einem glatten bilden sich eher Wolkenstrukturen oder „Risse“.
Auch die Dichte des Papiers ist ausschlaggebend, da das Wasser unterschiedlich stark / schnell in das Papier sinkt und die Pigmente darin verankert. Saugt das Papier stark, muss man mit viel mehr Wasser arbeiten. Laut Schmincke eignet sich satiniertes (hot pressend) Papier gar nicht für das Malen mit granulierenden Farben.
Aber auch das Wasser kann sich am Effekt beteiligen, nicht nur durch die Menge, sondern auch durch seine Härte. Ist es kalkhaltig, eher weich oder sogar destilliert? In letzterem befinden sich keine gelösten Stoffe, wie zum Beispiel Kalk, die die Granulation beeinflussen könnten.
Zwischenfrage: Welches Wasser nutzt Ihr zum Malen? Einfach Kranenwasser oder destilliertes? Ich habe es hier testweise mit Wasser aus dem Trockner bzw. aus dem Luftentfeuchter versucht (das ist quasi fast wie destilliert) um einen Unterschied ausmachen zu können. Aber nö, bisher habe ich keinen festgestellt. Aber ich übe ja auch noch mit dem Effekt auszukommen.
Granulation gibt es nur bei Aquarellfarben – der Effekt ist also einzigartig!
Was macht man mit der körnigen Struktur?
Formen und besonders Flächen unterstützen, Ausdruck verleihen und homogene Flächen lebendig machen.
Man nutzt sie also vor allem für größere Flächen, Hintergründe, die eigentlich monoton und glatt wären. Sie erhalten durch die feine Struktur eine Lebendigkeit, die aber nicht vom Hauptmotiv ablenkt (hoffentlich). Sie wirkt natürlich. Selbst diffuse Flächen wie weiter entfernte Wälder oder Hauswände, erscheinen ohne weitere Details nicht starr oder platt.
Woran erkennt man die Eigenschaft des Granulierens?
Natürlich beim Vermalen mit viel Wasser, wenn man die trocknende Farbe betrachtet. Je nach Pigment (wie immer im Zusammenspiel mit Wasser und Papier) ist der Effekt mehr oder weniger stark ausgeprägt. Aber wahrscheinlich möchte man es vor dem Kauf der Farben bereits wissen, ob man eine granulierende Farbe in den Händen hält.
Auf der Suche nach dem “G Punkt”
Die allermeisten Hersteller kennzeichnen die einzelnen Produkte entsprechend. Leider nicht unbedingt auf dem Produkt selbst oder der Verpackung, was die Suche schon etwas erschweren kann. Ein Blick in die Farbkarten der Hersteller hilft! (Übrigens generell immer)
Neben die Eigenschaften wie Deckkraft/Transparenz, Permanence/Staining („Wiederanlösbarkeit“) und Lichtbeständigkeit findet man die Angabe der enthaltenen Pigmente. (Schaut dazu gern mal in meinen Blogartikel zum Farbenkauf) Bezüglich der Granulierung werden die Farben allerdings unterschiedlich markiert, die Legende dazu schafft Abhilfe. Die meisten Hersteller wie zum Beispiel Schmincke, Rembrandt/Royal Talens und Winsor and Newton, nutzen ein G bei Farbnummer und Pigmenten. Daniel Smith –die Amerikaner stellen vor allem granulierende Farben her sowie Farben mit rein mineralischen(!) Pigmenten- nutzen ein einfaches Y für Yes und N für Non-Granulating. Bei einigen fehlt allerdings doch eine Kennzeichnung gänzlich oder ist umständlich zu finden.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich immer dazu raten würde eine neue Farbe (ein neues Papier, ein neues…) zu aller erst zu testen, auszuprobieren, und nicht sofort damit ein Kunstwerk schaffen zu wollen!
Folgend eine Link-Liste zu verschiedenen Farbkarten bzw. Webseiten von Herstellern, die ich während meiner Recherche gefunden habe und interessant finde (Stand 07/2020):
- Schmincke Horadam – Ausführliche Farbkarte mit Pigmenten, aber auch Beschreibung der Farbwirkung
- Winsor and Newton – durch anwählen der Farbe bekommt man auch dieser Webseite sämtliche Informationen angezeigt. Gt steht hier für Granulation.
- Rembrandt und Van Gogh (Royal Talens) – Farbkarte inklusive der Dämmerungs-, der Interferenz- und Chamäleon-Farben.
- QOR Aquarellfarben mit Polymerbindemittel zeigt zu allen Farben einzeln Farb-Swachtes – sowie diese übersichtliche Liste der Farben mit sämtlichen Informationen, nur ohne Farbansicht.
- MaimeriBlu – Italienische Aquarellfarben, Farbkarte beim englischen Händler jacksonart.
- Daniel Smith stellt online sämtliche Broschüren zur Verfügung und hat für jede der Farben eine Übersicht auf der Webseite.
Neuer Trend oder doch schon immer zu haben?
Früher galten granulierende Farben als qualitativ schlechter. Die Eigenschaft wurde als Makel angesehen, obwohl es mit dem Pigment gegeben ist und kein Fehler in der Herstellung oder Verarbeitung ist.
Heutzutage werden verschiedene Pigmente auch synthetisch hergestellt. So ist es möglich, eigentlich granulierende Pigmente wie PB29 Ultramarinblau ohne diese Eigenschaft herzustellen. Dies sieht man sehr schön an den beiden von Schmincke hergestellten Farben: Französisch Ultramarin (493 – G) und Ultramarin feinst (494), als synthetische Alternative ohne Granulation.
In den letzten Jahren kam die Eigenschaft allerdings regelrecht in Mode. Viele Künstler nutzen den Effekt bewusst und setzen in ein für Lebendigkeit und Struktur in sonst oft eher homogenen Flächen. Die Hersteller haben darauf natürlich bereits reagiert.
So hatte Schmincke 2017 zum Jubiläum 125 Jahre Horadam das Sortiment um einige Farbtöne erweitert, bei dem auch das eben genannte Französisch Ultramarin auf Künstlerwunsch hinzu kam. Die Serie Horadam verfügt nun über 22 granulierende Farbtöne.
Das Farbsortiment von Daniel Smith bietet neben den PrimaTek Farben aus mineralischen Pigmenten, 176 Farben von denen eine Vielzahl mit dem Y dafür Granulation gekennzeichnet ist.
Interessante Dinge zu Pigmenten und Aquarellfarben
…die mir im Laufe der Recherche aufgefallen sind:
Rembrandt (Royal Talens) bietet einen Farbkasten mit zwölf ausschließlich granulierenden Farben an, aber auch einen mit zehn Mischfarben (nicht granulierend) und Oxidschwarz (Pbk 11 – G), dem Pigment was auch in den speziellen Dämmerungsfarben zur Anwendung kommt. Diese wiederum gibt es in drei Farbtönen: Grün, Rosa und Gelb – bei der Serie Van Gogh zusätzlich in Violett.
Special Edition Granulating – Die erwähnten Supergranulierenden Aquarellfarben von Schmincke sind eine Sonderedition mit fünfzehn verschiedenen Pigmentkombinationen. Je fünf Farben zu den Farbwelten Tiefsee, Gletscher und Galaxie – sie sind (zur Zeit) exklusiv bei Gerstaecker zu erhalten.
Außerdem bietet Schmincke generell ein Hilfsmittel um allen Farben einen lebendigen Effekt ähnlich der Granulation zu ermöglichen. Das Granulierspray wird mit einer Pumpflasche auf die noch nasse Farbe gesprüht und die Pigmente reagieren optisch wie granulierende Farben.
Auch von Winsor and Newton gibt es ein Hilfsmittel um den marmorierten Effekt zu erzielen. Es ist eine Flüssigkeit, die man mit den Farben vermischt. Dazu habe ich aber keine genaueren Informationen. Ihr vielleicht?
Ähnliche Artikel im Blog zum Thema Farben findet Ihr hier
Nun zum Abschluss
Ich würde gern Eure Meinungen hören! Gefällt Euch der Effekt? Mögt Ihr granulierende Farben?
Und zuletzt: Welches Thema würde Euch für den nächsten (oder übernächsten) Blogartikel der Kategorie „Wissen“ interessieren?
Ach und zuallerletzt: Ein Danke!
An Anna, Annika, Bianca, Kirsten und Viola für die vielfältige Unterstützung (nicht nur) bei diesem Artikel – genauso wie an das Team der Firma Schmincke und Rembrandt, die mir zu meinen vielen Fragen sehr ausführliche Antworten gegeben haben.
[ Werbung ] Sämtliche Produkte in diesem Artikel habe ich selbst u.a. zu Recherche-Zwecken gekauft (Es wurde bereits der Witz gemacht, ich solle doch an der Côte d’Azur Urlaub machen um die zwei Tuben Ultramarin verbrauchen zu können…). Zu diesen Kosten rechnet sich in diesem Fall für mich ein Zeitaufwand über mehrere Wochen von Idee und Konzept, Recherche bis zu Text, Fotos und natürlich Bildbearbeitung. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich mit jeden, der schon länger –mit mir– auf das Erscheinen hin gefiebert hat. Merci!
Bianca Hestermann meint
Herrlich ?
Wieder ein so toller und vor allem informativer Artikel.
Ich fand ihn so interessant, dass ich ein wenig überrascht war als ich am Ende angelangt war.
Gerade die Sache mit dem Wasserhärtegrad, dazu der G-Punkt und der Urlaub an der Côte d’Azur.
Liebe Grüße
Bianca
Leoni Pfeiffer meint
Ja, wenn ich in solchen Recherchen stecke finde ich immer solche Dinge, die eigentlich total naheliegend und logisch sind, aber vorher… einfach nicht auf meinem Schirm waren. Nochmal DANKE – auch für die Farbenleihgabe :*
Nina meint
Liebe Leoni,
wie immer ein sehr informativer und interessanter Artikel. Ich gebe meinem Potters Pink also doch noch einmal eine Chance.
Liebe Grüsse!
Kirsten meint
Liebe Leoni, vielen Dank für diesen informativen und ausführlichen Beitrag. Ich liebe ja deine Farbkombinationen, und bin von der supergranulierenden Farbe begeistert! Was für ein tolles Bild!
Liebe Grüße, Kirsten
Justyna meint
Ein toller Artikel, sehr gut dargestellt. Auch die Qualität der Bilder überzeugt absolut, sehr schön gemacht.
Herzliche Grüsse
Justyna
Saphira meint
Liebe Leoni, da ich ja seeeeeeeehr influencBAR bin, hab ich mir ein Schachterl voll #supergranulates geholt (bin jetzt pleite aber glücklich) ohne all zuviel zu wissen.
Nun bin ich auf der Recherche was ich denn nun damit mache, vor allem aber wie, bei Dir gelandet…. und siehe da eine hervorragende Einführung direkt wie für mich geschrieben.
Allerliebsten herzlichen Dank. ♡
Ich werd jetzt ein wenig pinseln, aber ich komme wieder und lerne weiter!
Leoni Pfeiffer meint
Hallo und vielen Dank für das Feedback!
Es freut mich immer sehr, wenn ich mit dem ganzen Kram aus meinem Kopf auch anderen behilflich sein kann.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Pinseln und Tüffteln mit den Farben!
Manfred Werner meint
Super erklärt und toll bebildert.
Sehr hilfreicher und kompetenter Artikel.
Emma Anders meint
Altersbedingt (87) habe ich nach einem Umzug lange nicht mehr malen können, aber es hat mir so gefehlt . . . Es war wie einer Revolution als ich vor nur eine Woche zufällig im Internet von den granulierenden Schmincke-farben erfuhr, aus dem Keller die vernachlässigte Aquarell-Sachen hervorgrub, Serie Tundra kaufte, experimentierte . . . da dreht frau durch! Seitdem bin ich wie in einem Jungbrunnen gefallen, und heute früh dann diesen Artikel auch noch, genau was ich brauchte – vielen lieben Dank!