Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist Kunst.

Der Spiegel-Bestseller "Ich sehe was, das Du nicht siehst, und das ist Kunst" von Jakob Schwerdtfeger neben meinen Aquarellfarben.

Buchrezension | Selbstgekauft

Der (mittlerweile) Spiegel-Bestseller neben meinen Aquarellfarben.

Dies ist wohl meine erste Buchvorstellung bei der ich nichts malen oder basteln kann. Bei der es keine Anleitung gibt, der man nach geht. (oder vielleicht doch? Wir werden sehen) Nein, es ist ein Buch, das uns Kunst erklärt und zwar auf äußerst angenehme Art und Weise. Aber fangen wir wie immer vorne an:

Der Autor Jakob Schwerdtfeger

…ist Stand up-Comedian und Moderator mit dem Background Kunstgeschichte, weil Kunsthistoriker. Eine kleine Nische, aus der es viel zu erzählen gibt. Für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe hostet er den Podcast „Kunstsnack“.

Sein Buch „Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist Kunst“ erschien im September 2023 im dtv Verlag. Eines der wenigen Bücher, die ich noch vor Erscheinungstermin bestellt habe und eigentlich hätte ich längst darüber schreiben „sollen“, aber manches braucht eben etwas länger.

Via Social Media zum Kunstbotschafter

Und wie bin ich auf ihn und sein Buch aufmerksam geworden?
Ich meine mich zu erinnern, ich bin auf einem seiner Reels bei Instagram „hängen geblieben“. Sprichwörtlich.

Er stellte sich selbst in einem „Dialog“ die Frage: „Kannst Du mir spontan fünf Künstlerinnen aufzählen?“

Frida Kahlo. Ertappt. Sowas. Ich hätte gedacht, da fällt mir mehr ein. Die mit den Nanas noch… und dann hört es auf, dass mir konkrete Namen einfallen.

Er erklärt im Anschluss warum das u.a. so ist und unterstreicht den Titel des Reels „Zeit was zu ändern“.

"Nenne mir fünf Künstlerinnen!" "Klar, Frida Kahlo!" Das Reel von Jakob Schwertfeger beschäftigt sich mit Frauen in der Kunst.
“Nenne mir fünf Künstlerinnen!” “Klar, Frida Kahlo!” Dieses Reel von Jakob Schwerdtfeger beschäftigt sich mit Frauen in der Kunst.

Das Buch “Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist Kunst.

Die Haptik

Das Buch selbst ist ein schickes Hardcover mit auffälligem Einband. Die Innenseiten kommen mit schwarz und knalligem Pink aus. Heißt: Keine bunten Bilder! Verrückt. Aber die braucht es auch nicht. Jeder weiß doch wie die Mona Lisa ausschaut und der Autor beschreibt das Wesentliche sehr gut. Wem das nicht ausreicht, für den gibt es da ja auch noch dieses Internet und zum Beispiel mit Google Arts & Culture die Möglichkeit sich vieles nochmal genauer anzusehen.

Hardcover-Einband mit schicker Prägung auf dem wohl wichtigsten Wort des Titels: Kunst.
Hardcover-Einband mit schicker Prägung auf dem wohl wichtigsten Wort des Titels: Kunst.
Van Goghs Sternennacht als Schwarz-Weiß Repro im Buch – und doch weiß jeder wie das Gemälde aussieht.
Van Goghs Sternennacht als Schwarz-Weiß Repro im Buch – und doch weiß jeder wie das Gemälde aussieht.
Wieso es eine Schildkröte ins Buch geschafft hat, müsst Ihr selbst raus finden!
Wieso es eine Schildkröte ins Buch geschafft hat, müsst Ihr selbst raus finden! Aber klarer Pluspunkt von mir.

Was steht drin?

Obwohl ich durch meine Lehrer in der Schule („Mach bloß nichts mit Kunst, sonst wirste auch nur Lehrer“) und im Fachabi Schwerpunkt Gestaltung (…wie viele Museen gibt es an der Côte d’Azur und schafft man das alles in einer Klassenfahrt?) gewiss einen guten Schwung Kunst, auch in schmackhaften Häppchen, verabreicht bekommen habe – Nun, scheinbar blieb nicht viel hängen. Oder wurde gut und tief im Gehirn vergraben.

Nicht dass ich nun plötzlich Lust auf ein Kunstgeschichte-Studium hätte, aber ganz gewiss auf viele Museumsbesuche und das Hinterfragen von Kunst. Der Punkt, der vielen Menschen schwer fällt. Entweder weil Kunst „zu abgehoben“ ist, zu elitär (der Autor erwähnt es zum Beispiel in Bezug auf die Eintrittskosten aber auch die genutzte Sprache in der Kunstwelt, wie auch in Museen). Vielleicht allerdings auch weil uns im Alltag oft schlichtweg die Zeit fehlt, mehr als nur mal kurz Hin zu gucken. Wer da klare Linien zu seiner Instagram-Nutzung sieht, hier das passende Zitat dazu:

Wenn Aufmerksamkeit die Währung unserer Zeit ist, war die Banane jeden Cent wert.

Jakob Schwerdtfeger, Seite 79 – “Mit Essen spielt man nicht”

Das Buch „Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist Kunst.“ ist unterhaltsam und kurzweilig geschrieben. Der Autor schafft es die einzelnen Aspekte sprachlich gut zu verpacken. Noch dazu für jedermann. Quasi “Leichte Sprache” für Kunstfans und die, die es werden wollen.
Wortwitz in entspannten Dosen bringt die Mundwinkel zum zucken und lässt das Gelesene gleich im Hirn abspeichern. Noch dazu kurz und knackig. Man kann schön immer wieder zwischendurch einen oder mehrere Absätze lesen – oder man verschlingt das Buch doch ganz fix am Stück, weil man es nicht zur Seite legen kann.

In den zehn Kapiteln führt uns Jakob Schwerdtfeger durch „seine Ausstellung“. Von den großen Meisterwerken, obskuren Kunstdiebstählen und wie sie aufgeflogen sind, zu den provokanten Arbeiten und den Genies. Es geht um Abstraktion, Müll und Geld. Auch dazu wie man günstig Kunst kaufen kann findet er ein paar Worte, und was die Mona Lisa und Audrey Hepburn gemeinsam haben.

Je nach Thema wird ein Künstler, ein Kunstwerk oder eine ganze Stilrichtung beschrieben. Mit Funfacts, mit Anekdoten aus dem Leben des Autors, mit (mehr oder weniger) bekannten Zitaten und klassischem Wissen aus der Kunst.

Für mich völlig faszinierend, die Bandbreite „nicht sichtbarer Kunst“, genauso wie die Gedanken zu Alltagsgegenständen in Ausstellungen und Museen.

Funfacts im Buch lockern den eh schon lockeren Inhalt noch mehr auf.
Funfacts im Buch lockern den eh schon lockeren Inhalt noch mehr auf.

Zum Ende des Buches gibt der Autor eine perfekte Übersicht zum Phrasendreschen und dann noch zehn gute Gründe ins Museum zu gehen, „aber das würde hier zu weit gehen“!
Nur so viel noch: Seitdem war ich in zwei Museen, auch wenn eines nichts mit Kunst sondern mich Technik zu tun hatte, und freue mich schon auf das nächste.

Mehr mit Jakob Schwerdtfeger findet Ihr hier:

KUNSTSNACK – Kurze Facts, leicht bekömmlich

Der Podcast mit der Kunsthalle Karlsruhe

Kunstsnack – Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit Jakob Schwertfeger, gut verdauliche Happen mit Wissen und Witz
Kunstsnack – Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit Jakob Schwerdtfeger, gut verdauliche Happen mit Wissen und Witz

Mittlerweile gibt es 36 Folgen, jede etwa 10 Minuten lang, die sich um einen Künstler und ein spezifisches Werk drehen – und es könnte sein, dass sich ein paar Inhalte meiner Rezension darauf beziehen (nur so am Rande…). Den Link zum Gemälde findet man jeweils in der Info zur Folge um es sich auf der Webseite der Kunsthalle genauer anzusehen. Muss man aber nicht unbedingt. Jakob Schwerdtfeger beschreibt es auch immer sehr treffend, so dass es mitunter vor dem eigenen Auge entsteht.

Auch mal ganz spannend, sich ein Bild (oder eine Plastik, eine Statur,…) erst vorzustellen, etwas über seine Geschichte und Aussage zu erfahren und es sich erst im Anschluss wirklich anzusehen!

Weitere Profile auf Instagram und Co. mit Kunst(wissen)

Meine neu entdeckte Lust auf Kunstwissen und kleine Portionen (um dann mitunter doch in so manchem Rabbit Hole zu verschwinden…), aber auch mein Interesse an Geschichte, ließ mich auf folgende Accounts stoßen:

Das sind noch nicht so viele, aber: Kennst Du noch mehr? Dann her damit!

Lesenswert – nicht nur für Kunstfreunde, sondern gewiss auch für Freunde von Kunstfreunden. Einfach mal mitreden können, verstehen was abstrakte Kunst aus macht, genauso –oder besonders– wie darüber lachen. Hohe Kunst, aber gar nicht abgehoben, und voller Herzblut.

Apropos Freunde: Mit ebensolchen werden wir im Spätsommer die neue Show „Meisterwerk“ von Jakob Schwerdtfeger besuchen. Ich freu mich sehr darauf!

Ob der Otter aus Tuschezeichnung und Aquarell nun "Kunst" ist, überlasse ich Menschen vom Fach. Links davon liegt das Buch von Jakob Schwerdtfeger, rechts davon ein Aquarellfarbkasten und ein Pinsel.
Ob der Otter nun “Kunst” ist, überlasse ich Menschen vom Fach.

Lieber Jakob,
in meinen Artikeln –auch in Buchrezensionen– mache ich in der Regel etwas „mit dem Buch“ oder „aus dem Buch“. Da kam ich auch dieses Mal nicht umhin. Das Bild hier ist mittlerweile auf dem Weg zu Dir. Natürlich ist es ein Aquarell, weil ich eine dieser Personen im Bekanntenkreis bin, die Aquarelliert. Wer nicht weiß was ich damit meine hört die Podcast-Folge Kunstsnack #15 “Minimale Mittel, maximaler Ausdruck“. Aber ich habe mir Mühe gegeben und meinen Füller endlich wieder geschwungen. Und es ist ein Otter, wenn auch nicht ganz in Dürer-Qualität 😉

Der Spiegel-Bestseller "Ich sehe was, das Du nicht siehst, und das ist Kunst" von Jakob Schwertfeger neben meinen Aquarellfarben.
Der Spiegel-Bestseller neben meinen Aquarellfarben.

Autor Jakob Schwerdtfeger
Erschienen bei der dtv Verlagsgesellschaft

ISBN: 978-3-423-28375-5

Erscheinungsdatum: 14.09.2023
Mittlerweile in der 4. Auflage (04/2024)
Hardcover im Format 14,3 x 22,0 cm mit 192 Seiten, Schwarz-Weiß mit Sonderfarbe Pink

Nochmal alle Links zum Autor und dem Buch

Transparenz: Das Buch habe ich mir nach der “Entdeckung” des Instagram-Accounts des Autors selbst gekauft und entschieden, darüber hier schreiben zu wollen. Es gab keine Absprache mit dem Verlag oder dem Autor.

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