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Jedes Jahr verpasse ich diesen Tag, den 23. Januar, dabei erscheint er mir wiederum jedes Jahr etwas wichtiger. Dieses mal aber nicht – dank einer kleinen Instagram-Aktion von Andrea Kühne aka. Handletteringcologne (Link zu Instagram). Sie hat eine Postkartenaktion ausgelöst bei der immer ein Pärchen ausgelost wurde, das sich zum Tag der Handschrift etwas selbst geschriebenes schickt. Auch ich habe mitgemacht und eine „Brieffreundin“ zugelost bekommen.
Doch dann hatte ich noch viel weiter schweifende Gedanken zur Schrift: Ein kleines Plädoyer für das Schreiben mit der Hand!
Nach kurzer Überlegung zu meiner Post habe ich mich für ein Zitat entschieden, dass ich auf eine Karte mit Feder geschrieben habe. Wo ich doch gerade so gut in Übung bin, dank des kürzlich hier vorgestellten Buches „Moderne Kalligrafie von A bis Z“.
Während des Schreibens ging mir dann einiges durch den Kopf. Die Handschrift. Und wie sehr sie in den letzten Jahren zum Thema wurde, weil sie irgendwie „kein Thema“ mehr ist. So vieles schreiben wir mittlerweile ausschließlich digital (so dankbar bin ich im Übrigen heute dafür in der Schule Maschinenschreiben als Unterrichtsfach gehabt zu haben…).
An meinen Neffen und der Nichte sehe ich dazu, wie gering der Stellenwert in der (Grund-)Schule mittlerweile ist. Nicht nur, dass die Kinder keine Schreibschrift mehr lernen, selbst das Schreiben der Druckbuchstaben wird nicht mehr gewürdigt. Gibt es überhaupt noch Noten auf „Schönschrift“? Zumindest mein Neffe würde darin gewiss keine gute bekommen.
Woran liegt das? An der Schule, schon dem Kindergarten, den Eltern? Oder daran, dass Kinder gar keinen Sinn mehr darin sehen, etwas mit der Hand zu schreiben – geschweige denn „schön“.
Wer macht es ihnen denn auch noch vor? Wer schreibt mal mehr als den Einkaufszettel mit der Hand? Gar einen ganzen Brief?
Ich erwähnte es bereits, ich bin ein recht analoger Mensch. Und so habe ich diesen Blogartikel, wie bereits viele andere, zumindest in großen Teilen vorab mit der Hand geschrieben. Dann wenn mir gerade etwas zu einem Thema einfiel, oft auf Schmierzettel, mit vielen Kreuzchen und Anmerkungen, einigem was durchgestrichen und oft auch falsch geschrieben war. Dazu entstehen oft die Bilder in meinem Kopf, wie ich dazu noch Fotos mache um meine Intention zu unterstreichen.
Und jetzt fragt Ihr Euch sicher wie meine Zettel aussehen!
Krakelig, unleserlich und ziemlich chaotisch. Aber in meiner Schreib-das-mal-schnell-auf-Handschrift. Die ist wirklich nur für mich und ist alles nur nicht einheitlich.
Dann gibt es meine Handschrift, die auch jemand anderes lesen können soll. Zum Beispiel Notizen zu Arbeitsaufträgen oder einem Telefongespräch. Und die, bei der ich sicher gehen will, dass sie JEDER lesen KANN, zum Beispiel auf einem Brief oder Paketschein, einer Quittung oder so. Hier schreibe ich fast ausschliesslich in Blockbuchstaben.
Schönschrift – in dieser schreibe ich selten, es fällt mir dann auch schwer bei einer „Variante“ zu bleiben. Aber für die Karte an Annika habe ich mir sehr viel Mühe gegeben. Denn zum Tag der Handschrift sollte sie meine schönste bekommen. Also Außen zumindest. Da sie als Anfängerin im Handlettering mir sogar vorweg geschrieben hat, dass sie noch unsicher ist, wollte ich ihr eines deutlich zeigen: Handschrift hat rein gar nichts mit Handlettering zu tun!
Handlettering oder noch mehr die Kalligrafie, die beiden haben meiner Meinung nach gar nichts mit der Handschrift gemein – Außer dass es eben Buchstaben sind. Man muss keine tolle Handschrift haben und kann trotzdem das Handlettering erlernen. Und wer gerne Handlettert muss noch lange keine schöne Handschrift haben.
Was ich aber glaube: Wer viel mit der Hand schreibt -egal ob hübsch ordentlich oder krakelig- hat generell die bessere Motorik und kann immer an beiden arbeiten.
Man muss es nur wollen.
In einen Handlettering Workshop gehen und sagen, dass man gern eine schönere Handschrift hätte? Nee. Aber: Wer sich eine bessere Handschrift wünscht kann ganz klein anfangen – Einfach mehr schreiben!
Dabei sollte man auf ein paar Kleinigkeiten achten und sich selbst immer wieder kontrollieren. Wie halte ich den Stift und in welchem Winkel zum Papier. Sitze ich bequem oder bin ich sofort verspannt, kaum habe ich ein paar Buchstaben geschrieben. Kratzt der Stift auf dem Papier oder habe ich sogar das Gefühl es zu zerreißen.
Angenehmes Schreibwerkzeuge zuerst.
Hier hilft zum Beispiel ein weicher Bleistift. 2, 3 oder sogar 4B. Neben den ergonomischen gibt es auch besonders dicke und griffige. Durch die weiche Miene lässt es sich sofort erkennen mit wieviel Druck man schreibt.
Vor allem lassen sich mit dem Bleistift viele Übungen machen. Schraffieren, Durchpausen, feine und breite Linien durch den Winkel zum Papier,…
Aber apropos Papier
Auch das kann einem den Spaß am Schreiben verderben. Achtet also darauf, dass es überhaupt zum Schreiben geeignet ist, der Bleistift genug Abriebmöglichkeiten hat, die Tinte des Füllers nicht ins Papier ausblutet aber trotzdem in passender Zeit darauf trocknet.
Gönn Dir was!
Ein schöner Anreiz um mehr zu Schreiben ist ganz einfach ein schönes Schreibwerkzeug. Es muss ja nicht gleich der teuerste Montblanc Füller sein – ein ganz guter Füller ist gewiss für weniger Geld zu haben. Wichtig ist, dass man ihn gern in die Hand nimmt!
Er muss gut in der Hand liegen, die Finger ihren Platz finden, so dass man entspannt damit schreiben kann. Ist er zu leicht, zu schwer, zu dick, zu dünn, zu kurz? Nein. Dann los!
Die richtige Federbreite findet man entweder durch Ausprobieren oder man geht in ein Fachgeschäft, in dem man Probeschreiben darf. Hier bekommt man sicher auch einige Fragen zur eigenen Handschrift gestellt. Also denk kurz darüber nach: Schreibst Du klein mit engen Schlaufen? Oder doch groß und ausladend.
Ein grober Anhaltspunkt ist, umso kleiner und enger man schreibt, desto feiner sollte die Feder sein. Wer viel Platz für seine Buchstaben nutzt und in großen Schwüngen schreibt kann auch zu einer breiten Feder greifen.
Einen wie ich finde, interessanten Artikel zum Finden der eigenen Feder hat Chris in seinem Blog Lineatur.expert geschrieben, genauso wie einen über die Feder-Breiten.
Probier was aus!
Trau Dich! Du wolltest schon immer mal einen richtig langen Brief schreiben – mach es! Du wolltest schon immer ein großes Plakat für‘s Büro – mach es! Du wolltest schon immer ein Tagebuch – mach es! Du wolltest schon immer mal mit einem Kalligrafie Füller schreiben – mach es!
Für so ziemlich alles findet sich Inspiration und auch Fachwissen im Netz für den richtigen Einstieg. Aber es bleibt dabei: DU musst es machen!
Markus meint
Schöner Artikel. Wirklich. Und das Zitat von Herrn Twain musste ich mir fürs pers. Blog moppsen. 🙂