Jeder hat so seine Art mit der aktuellen Zeit, der Corona-Pandemie, mit ihren ungewohnten Einschränkungen umzugehen. Jeder hat seine eigenen Probleme damit und jeder muss für sich selbst einen Weg finden, durch diese „Krise“ zu gehen. Geschäftlich wie privat sind viele vor neue Herausforderungen gestellt.
Treffen sind nicht wie gewohnt möglich – bei uns in Deutschland kann man aber immerhin jederzeit vor die Tür. Raus an die Luft. Und mit dem richtigen Abstand kann man auch mal jemandem „Gude*“ sagen. Für die nächste Woche sind viele weiteren Lockerungen der Maßnahmen in Aussicht und wie viele schaue ich persönlich mit gemischten Gefühlen darauf. Aber eines ist klar, es muss weiter gehen. Wenn auch eben anders als früher.
*Dialekt, hessisch: Hallo, wie geht’s?“
Etwas, das mir in dieser Zeit hilft, ist der Kontakt zu Leuten “in der ganzen Welt”. Denn im realen Leben halte ich meine Kreise klein, sehr klein sogar. Vielleicht aber auch noch nicht klein genug… Jedenfalls sind die sozialen Medien für mich schon zu einem Segen geworden – einfach für den Austausch, andere Sichtweisen, aber eben auch “positive Ablenkungen”. Dass es auch genug negative Seiten gibt, Sichtwiesen, Trigger, Fake news, Aluhüte… darüber möchte ich an dieser Stelle mal nicht schreiben.
Eine der positivsten Dinge ist eine Zeichen-Challenge:
Draw this in your Style – Eine Challenge nicht nur für Urban Sketcher
Bereits im letzten Jahr hatte diese Challenge sich mit einem Hashtag vor allem bei Instagram verbreitet. Regelrecht durchgesetzt. Es ging darum dass Künstler, eigene Illustrationen anderen zur Verfügung stellen um diese in ihrem eigenen Stil nach zu empfinden. Auch ich hatte einige Motive interpretiert (Ihr findet sie hier im Blog).
Im Laufe der letzten Wochen haben nun einige Urban Sketcher diesen Hashtag aufgenommen und die Challenge mit einer neuen Idee belebt. Auf dem Instagram Account stellen sie Fotos von Orten auf der ganzen Welt zur Verfügung –mal eine ganze Stadt, nur eine Brücke, ein Straßenzug bis hin zu einer kleinen Häuserecke, Maschinen, Fahrzeuge– und alle sollen dieses Bild zeichnen.
Together at home
Das Zeichnen vom gleichen Motiv ist dem Treffen mit einer Urban Sketchers Gruppe ja nicht unähnlich. Alle sehen das gleiche Motiv, nur mit etwas anderem Blickwinkel. Nun zeichnet man eben leider nicht mehr vor Ort und nicht live. Trotzdem sieht jeder das gleiche und zeichnet jeder in seinem Stil. Sieht man nun viele Werke mit dem gleichen Sujet fühlt es sich nach Gemeinschaft an.
Mich hat dieses Thema direkt gepackt. Nach dem Online Treffen mit den Urban Sketchers Mittelhessen und mehr oder weniger regelmäßige Videotelefonie mit „meinen Lettering Damen“ war dies nun die perfekte Ergänzung um noch mehr „Gemeinsamkeit“ zu finden.
Begonnen hat es (glaube ich zumindest) beim Künstler Brian @brejanz aus Großbritannien, der Fotos postete und danach eine eigene Zeichnung. Den Anfang machte mit #drawbrianshut ein kleines Cottage am Meer. Ein weiterer Skechter aus Deutschland, Kiyeon Kim @kimkanone_, zeigt fast täglich Motive und seinen Weg zur Architektur-Zeichnung bei Instagram und YouTube.
Tante Hildas Hütte
…und dann stand ich an einem Mittag auf unserem verwilderten Grundstück hinter dem Baustellen-Sanierungs-Haus und schaute den alten Walnussbaum an, und die windschiefe Hütte dahinter… und dachte, dass dies doch gewiss ein perfektes Motiv nicht nur für mich selbst wäre. Zwei Freundinnen waren direkt so begeistert, dass auch ich ein Foto der Szene als #TanteHildasHütte zum Zeichnen zur Verfügung stelle – und ja, auch selbst zeichnete natürlich.
Um kurz zu erklären, wie ich gearbeitet habe
Nach ein paar kleinen Bleistiftskizzen (sogenannten Thumbnails da nur Daumennagelgroß) hatte ich das Verhältnis von Hütte zu Baum gefunden. An sich sollten sie von der Größe her der Vorlage entsprechen, aber etwas dichter zusammen rücken.
Diese Vorskizze habe ich auf das Aquarellpapier mit Bleistift ganz leicht und dünn gezeichnet. Nur die Aussenlinien für Proportion und Abstand. Nicht zu viel. Danach griff ich zum Füller mit wasserfester Tinte und zeichnete die Skizze nach, dabei gab ich ihr immer mehr Details vor allem im dunklen Bereich Schraffierungen.
Der Vorteil dieser wasserfesten Tinte ist, dass sie sehr schnell trocknet (leider auch im Füller, deswegen muss er regelmäßig genutzt und gereinigt werden). Ich konnte also ziemlich direkt weiter arbeiten mit den Aquarellfarben. Hier wollte ich das Ausfransen der Farben bewusst einsetzen um die weiteren Büsche und Pflanzen um die Hütte und den Baumstamm anzudeuten ohne ins Detail zu gehen.
Was haben andere aus Tante Hildas Hütte gemacht?
Die vielen eigenen Versionen von unterschiedlichsten Künstlern, egal ob professionell oder ganz klein, haben mich alle sehr erfreut. Jedes Mal wenn ein neues Bild erschien hat mein Herz einen kleinen Hüpfer gemacht vor Freude. Hier seht Ihr eine kleine Auswahl:
Ein herzliches Dankeschön an alle, die die kleine alte Hütte auf unserem Grundstück so sehr mit Leben erfüllt haben. Es war mir eine große Freude. Und – man darf sie gern noch weiter zeichnen.
Besonders habe ich mich darüber gefreut, dass auch der “Initiator” Brian mein Motiv als Vorlage genutzt hat!
Und nu? Tja…
Mittlerweile habe ich ein zweites Motiv zur Verfügung gestellt: #RoosterontheRoof mit dem Wetterhahn auf unserem Schuppen. Außerdem habe ich zwei Motive in “meinem” Stil gezeichnet, so dass sie eine kleine Serie werden könnten. Dieses Mal mit viel Fineliner (und ganz vielen kleinen Schattierungen) und mit einem Fantasy-Backround. Vielleicht kommt noch ein drittes dazu… und sie bekommen ihren eigenen Blogartikel. We’ll see…
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