In diesem Artikel möchte ich Euch -endlich mal wieder- einfach nur drei Illustrationen zeigen. Doch sie haben etwas gemeinsam. Sie gehören zusammen.
Von den Möglichkeiten des immer gleichen Motivs – bis zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Alles begann damit, dass ich das Bild aus dem OffroadArtChallenge-Monat „Riesengroß“ –den Oktopus mit der Weinflasche– nochmals zeichnen wollte. Ein “Redraw” (was übrigens auch ein Thema der Challenge war) nach gut einem halben Jahr als Möglichkeit nochmals über alle Punkte der Gestaltung, Aufteilung und Farben nachzudenken und -eventuell- anders umzusetzen.
Hier geht es zu den Aufgaben der OffroadArtChallenge, falls Ihr unsere Tipps und Tricks zu den jeweiligen Themen nochmal nachlesen wollt. Dort findet Ihr auch unsere jeweiligen Ergebnisse und Learnings.
Egal wie gelungen ein Bild doch ist, schadet es einfach nicht nochmals über all diese Punkte nachzudenken und sie -eventuell anders- zu zeichnen. Der Lerneffekt wird sich einstellen durch Beobachten und Analysieren und das Wiederholen.
Kurz darauf kam mir beim Kritzeln im Skizzenbuch die Idee einen weiteren Oktopus mit oder in verschiedenen Haushaltsgegenständen zu zeichnen.
Ich begann mit einem Buch, einer Tasse, einen Kochtopf (auch wenn dieser mir schon ein wenig makaber erschien) – und kam bei Vasen an.
Der Kraken im Glas, mit seinen sieben Armen und der unglaublichen Formbarkeit seines Körpers.
Dazu die Idee, dass in Vasen nunmal eigentlich Blumen stehen – und schon entstand die Bildidee mit dem Oktopus, der eine einzelne Blüte aus der Vase hält.
Es entstand an einem sonnigen Nachmittag im Garten also der Oktopus in der eher schmalen Vase mit der weißen Anemone, wie sie bei meiner Tante im Garten stehen und sich im Wind wiegen.
Nach einigen Skizzen auf Schmierpapier war die gewünschte Form klar. Für die Tuschzeichnung auf Echt Bütten Aquarellpapier habe ich gut den ganzen Nachmittag im Garten verbracht. Viele feine Striche mit dem Füller und der wasserfesten Tinte über die einfache Bleistiftzeichnung. Dass der Füller mit seiner EF Feder dazu geeignet ist auch „über Kopf“ noch feinere Linien zu ziehen ist wunderbar, denn damit ist es mir möglich verschiedene Strichstärken in den Outlines mit nur einem Stift zu ziehen.
Als nächstes kam die Farbe dran: Eine supergranulierende Aquarellfarbe für den Oktopus, da das Auenblau einfach so perfekt für ihn scheint. Die Anemone blieb fast Weiß.
Die schier unendliche Bandbreite an verschiedenen Vasen, ihren Formen und Größen, aber natürlich auch der vielen schönen Blumen und Blüten ließ sofort den Gedanken entstehen: Davon male ich noch mehr.
So entstanden in den letzten vier Wochen drei solcher Motive: Oktopoden mit Anemone, Sonnenblume und einer Rose aus meinem Garten.
Alle nach dem gleichen Prinzip und Aufbau. Mit der gleichen Perspektive auf das Gefäß und die Blüte.
Natürlich haben alle drei Tiere eine andere Körperhaltung, bei einem Oktopus mit den sieben Armen ist da viel Spielraum. Und natürlich haben die Blüten, Stengel und Blätter ganz unterschiedliche Eigenschaften. Die Vasen andere Formen.
Trotzdem sind sie vom Ablauf gleich: Kurze Skizze, Übertragen auf das Aquarellpapier, Zeichnen mit Tusche und Füller, Kolorieren mit verschiedenen Aquarellfarben.
Auch der Aufbau ist gleich: Die Vase steht auf einer (nicht sichtbaren) Fläche und wir blicken von ganz leicht oben darauf. Der Oktopus befindet sich in der Vase, schmiegt sich von Innen an das Glas und einer oder mehrere seiner Arme ragen durch die Öffnung nach oben. Dort halten Sie die Blume aufrecht fest.
Während die Anemone richtig aus der Vase heraus gestreckt wird und kaum grüne Blätter hat, steht die Sonnenblume regelrecht im Glas und hat keine Blätter, während die Rose gleich viel mehr Blätter hat, was dem Motiv mehr Tiefe gibt.
Die Moral von der Geschicht’ – Was lernen wir aus dem Wiederholen eines Motivs?
Auch wenn es einem manchmal langweilig vor kommt, etwas immer wieder und wieder zu tun – und ein Motiv immer wieder und wieder zu zeichnen – stellt sich genau hier das ein, was man sich doch immer wünscht: Routine durch Übung.
Und genau diese ist es, die auch weitere Motive immer wieder leichter macht. So habe ich für die dritte Vase keine weiteren Skizzen vorab gemacht, sondern direkt auf das Aquarellpapier gezeichnet.
Ok, das hat im ersten Anlauf nicht ganz geklappt. Hatte allerdings andere Gründe – man sollte einfach nicht verkrampft auf dem Schoß malen, wenn man draußen im Garten sitzt… Ihr seht es hier im direkten Vergleich. Oben die Vase unförmig und “verwackelt”, unten hingegen schön rund und symetrisch.
Wiederholung der Technik: Hier Skizze, Tusche und Aquarell.
Wiederholung des Motivs: Hier Vase (symmetrische Form), Oktopus (Freiform) und die Blumen (teilweise nach Modell).
Wiederholung der Perspektive: Hier leichter Blick von oben auf die Vase.
Übung macht den Meister.
Und Übung bringt Routinen. Daher sollte man sich nicht gelangweilt fühlen, wenn man ein Motive wiederholt zeichnet. Im Gegenteil. Man sollte es viel öfter machen, die Ergebnisse nebeneinander legen und analysieren. Was hat bei dem einen besser funktioniert, was gefällt an dem anderen besonders. Das muss nicht wertend sein und ein Bild schlechter oder besser sein als das andere.
Vielleicht spielt man ein bisschen damit: Ändert Größenverhältnisse oder die Größe auf dem Blatt an sich. Dreht es etwas links oder lässt es kippen. Wie sähe es denn aus, wenn man es von der gegenüberliegenden Seite betrachtet?
Es geht um die Weiterentwicklung, die man damit erreicht. Vielleicht nicht bei drei Mal dem gleichen Motiv, oder nicht zehn Mal. Man darf sicher auch zwischendurch etwas ganz anderes machen. Doch die Entwicklung wird sichtbar werden – bei gleichen Motiven noch viel mehr, als bei immer wieder anderen. Versprochen.
Drei sind eine Reihe
Ob noch mehr Bilder in dieser Serie entstehen werden? Vielleicht.
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