Diese Woche hatte ich mein kleines, altes Auto bis unters Dach vollgeräumt. Sechs große Kisten mit aussortierten Klamotten habe ich zur Kleiderstube der Diakonie Limburg gefahren. Von dort gehen sie u.a. den Flüchtlingen in der Zeltstadt in Staffel zu.
Eine Kleinigkeit. Nur ein bisschen was das ich eh nicht mehr brauche. Vom neuen Platz im Kleiderschrank mal ganz abgesehen, war es ein gutes Gefühl. Und es war ein Anfang. Denn es muss mehr geschehen. Nicht nur für die Flüchtlinge. Überall. Bei uns. Im Kopf. Im Tun. Für uns. Alle.
Es ist so einfach sich für etwas zu engagieren: Im Verein, der Gemeinde, Büchereien, Altenheim, Kinder- und Jugendarbeit, Tier- oder Umweltschutz, in der Nachbarschaft… Sogar ganz einfach auf der Straße.
Ob man nun regelmäßig eine Gruppe betreut, ab und an mal jemandem Gesellschaft leistet, sich selbst mal an die Nase packt und den Müll der vor einem auf der Straße liegt in den nächsten Mülleimer wirft – oder einfach dem Menschen gegenüber ein Lächeln schenkt.
Gesellschaft, Gemeinwohl, Gemeinsamkeit – Das geht nicht jeder für sich allein. Nur zusammen, miteinander und füreinander. Nicht nur nehmen und haben wollen, sondern geben und bekommen. Nicht abwarten und jammern, sondern handeln und sich an dem freuen was man damit zurück bekommt.
Es geht ums Anfangen. Mit Kleinigkeiten. Denn wenn jeder ein bisschen was anfängt kommen wir doch alle schon viel weiter! Also hoch vom Sofa, Blick vom Smartphone, auf in die Welt und angepackt!
Meinen Anfang habe ich nun gemacht. Während mein Kopf damit beschäftigt ist meine nicht wenigen anderen (zum Großteil ehrenamtlichen) Projekte voran zu treiben, will das Herz nun auch hier weiter machen. Mal schauen wie. Als erstes: Es laut sagen!
Hört und liest man die Nachrichten der letzten Wochen –nicht nur über die Boote auf dem Mittelmeer, sondern die Geschehnisse vor unseren Flüchtlingsheimen– wird es einfach nötig. Den Mund auf machen und klar sagen, was man denkt.
Mit #bloggerfuerfluechtlinge hat sich dort in der letzten Woche schon dermaßen viel getan, dass es mich förmlich aus den Socken haut. Berichte von Helfern und Unterstützern, von gemeinsamen Kochen und Festen, aber auch Berichte von Flüchtlingen selbst, ob nun gerade ganz “frisch”, in den 90er Jahren oder vor 70 Jahren.
Das Poster, welches man bei #bloggerfuerfluechtlinge runter laden kann, sagt es:
Wir sind alle Menschen. Wir helfen Menschen! Wir helfen den Menschen, die den Mut hatten, ihre Heimat zu verlassen, um sich in eine neue Welt aufzumachen. Die ihre Kinder vor Krieg, Misere oder Unfreiheit retten wollen. Die sich zu uns retten. Viele unserer Vorfahren waren Flüchtlinge.Wir können voneinander & miteinander lernen. Wir glauben, dass Menschenwürde für alle gilt. Wer Hilfe sucht, muss sie finden können. Hass ist zerstörerisch, aber Liebe baut auf! Wir stellen & finden Hilfe. Wenn jeder im Kleinen hilft, dann kann es ganz groß werden! Es muss ganz groß werden.Weniger Latte Macchiato für mich & mehr Existenzielles für andere. Wir wollen Beispiel für unsere Kinder sein. Menschlichkeit verbindet. Wir fangen gerade erst an…
Verschiedene Künstler haben angefangen es ganz laut zu sagen und engangieren sich für soziale Projekte u.a. für Flüchtlinge: Nicht nur Til Schweiger, auch Yoko und Klaas (ganz großes Kino!), Herbert Grönemeyer, die Donots (soeben nochmal eindrücklich beim Bundesvisionsongcontest), Campino und viele mehr.
Jedem ist klar, nur vom Schwätzen kommt nix. Aber es muss noch in so viele Köpfe, damit wir (die Gesellschaft in unserem Land) diese große Aufgabe umsetzen und erfüllen können.
Wie ich oben schon sagte, es ist so einfach sich zu engagieren.
Nur anfangen, das muss man ganz allein, für sich ganz persönlich.
Damit habe ich erstmal genug geschrieben und wende mich einem meiner Herzens-Projekte zu: Choreographien für zwei Tanzgruppen in meinem Turnverein. Denn dort bin ich als Übungsleiter seit über zehn Jahren engagiert. Und doch habe ich damit noch nicht genug getan.
Klaus-Peter Baumgardt meint
Ich schaue ja immer mal, welche Beiträge noch so zu der Aktion erstellt werden, und hier möchte ich sagen, dass mir Deiner gut gefällt, weil Du keine Wut auf “die Feinde”, sondern einfach (?) die Freude am Engagement für die Gemeinschaft vermittelst, eine positive Stimmung,.
Sicher heben die Blogger, die sich äußern, sich von der schweigenden Mehrheit ab – aber vielleicht wirken solche Beiträge ja auch ansteckend. Schön, dass Du Dich so engagierst, und LG nach Dauborn, aus der “Naqchbarschaft” 😉
Leo meint
Hallo und danke für deinen Kommentar.
Gerade weil ich sonst eher wenig “mit Worten” blogge, ist mir dieser Artikel nicht ganz leicht gefallen.
Mir geht es vor allem darum, dass man nur etwas ändern kann, wenn man selbst etwas tut. Nicht immer auf André warten.
Aufm Land schließen die Kneipen. Warum? Weil keiner hin geht.
Die Vereine müssen ihre Beiträge erhöhen. Warum? Weil sich keine eherenamtlichen Übungsleiter finden und externe Trainer bezahlt werden müssen.
Und so weiter.
Lustig ist, im Radio läuft gerade von Micheal Jackson “You can change the World”. Man muss nicht immer Großes tun. Aber eben mal über den persönlichen Tellerrand gucken. Und nicht nur in Bezug auf die Flüchtlingswelle und die Problematiken die daraus entstehen. Sondern auf unsere gesamte Gesellschaft.