Ein kleiner Text über eine fast vergessene Kunst: Das Briefe schreiben.
Dieser erschein kürzlich in Frankfurter Neuen Presse von Wolf Scheller, aus welchem ich ein paar Zeilen zitieren möchte. Der Autor fragt hier:
“Wer schreibt noch Briefe? Eine alte Kulturtechnik und Form der Selbstbesinnung scheint auszusterben. Statt zu Tinte und Feder greift der Mensch von heute zu kleinen Geräten mit Tasten, um zu mailen, zu twittern oder sonstige Kurzbotschaften zu versenden.”
Selten schreibe ich noch Briefe. Aber zumindest die Kurzform davon, Postkarten, versende ich regelmäßig und nicht nur aus dem Urlaub. Denn Post zu bekommen ist etwas Wunderbares. Post verschicken auch.
Doch freue ich mich auch darüber Emails zu erhalten. Wenn diese aus mehr als einer kurzen Nachricht und mehreren Sätzen besteht, kommt sie dem Brief doch recht nahe. So würde ich sagen, haben sich ein paar gute (elektronische) Brieffreundschaften entwickelt. Der Klick auf “Posteingang” ist aber nicht vergleichbar mit dem Gang zum Briefkasten.
“Lieber schreibt man wie bei Twitter in 140 Zeichen, in Kürzeln, versehen mit standardisierten Emoticons wie Smileys, die die Stimmung oder auch eine ironische Brechung signalisieren sollen. Denn die Zeit ist knapp. Ein kurzer Gruß muss genügen, zum Zeichen dafür, dass man an den anderen denkt. Eine schnelle Verabredung, ein rascher Kommentar, eine eilige Nachricht – der Brief, in dem man sich in individueller Schrift wortreich und nuanciert mitteilt und empfindsam auf den anderen eingeht, in dem man die Lust am Fabulieren und sprachlichen Ausschmücken auslebt, ist verkürzt auf hastige digitale Signale, eine komprimierte Botschaft aus dem Smartphone, die eben das Wichtigste enthält.”
Schade eigentlich. Wenn man den Text liest, sehnt man sich fast ein wenig danach, eben genau so wieder selbst zu schreiben. Mit einem echt Stift, gar einem Füller, auf echtem Papier. Bloß nicht verschreiben, nichts Wichtiges vergessen, ist das so schön formuliert, nicht kleckern…
“Der Brief verlangt die Fähigkeit zur Einfühlung und ein Vergnügen daran, aus der Sprache herauszuholen, was sie hergeben kann.”
Ich bewundere Menschen, die diese Fähigkeit haben. Ich bewundere Menschen, die sich mit Worten ausdrücken können. Ich bewundere Menschen, die damit Distanzen überbrücken und andere erreichen können.
Gerade da mir so oft die Worte fehlen und sie keinen Weg aus meinem Kopf finden.
Vielleicht schreibe ich am Wochenende mal wieder einen echten Brief. *
Schreibe einen Kommentar