Nach dem Malen sollte man seinen Pinsel auswaschen, das haben wir schon als Kinder gelernt. Doch die haarigen Helfer wollen ab und an etwas mehr gepflegt werden. Und dazu gehört die richtige und regelmäßige Reinigung.
Der Pinsel nimmt Farbe für uns auf, hält sie fest und gibt sie dosiert wieder für uns ab. Er ist elastisch, flexibel und springt (je nach Art) zurück in seine Form. Damit macht er uns unzählige Techniken beim Farbauftrag möglich. Diese Eigenschaften sollten wir honorieren, indem wir ihn pflegen und frei von Rückständen halten.
Egal ob Synthetik- oder Naturhaarpinsel, beide möchten frei von Pigmenten und Bindemitteln sein wenn sie nicht in Verwendung sind.
Pinselpflege geht schon los während dem Malen selbst. Regelmäßig überschüssige Farbe auswaschen und den Pinsel auf einem Lappen streichen, hilft ihm wieder zurück in seine spitze Form. Vor allem wenn man Farben anmischt, gerade bei eher pastöser Gouache, ist es hilfreich einen weiteren Pinsel –einen alten, eher ausgedienten zum Beispiel– dafür zu nutzen und den „Guten“ nur für das Auftragen und Vermalen zu benutzen.
Nach dem Malen gilt es den Pinsel immer gründlich mit lauwarmem Wasser auszuwaschen. Besonders wenn man nicht nur mit Aquarell (und damit sehr kleinen Pigmenten) gearbeitet hat, sondern mit Gouache (größere Pigmente), Acrylfarben (das Bindemittel sollte immer direkt ausgewaschen werden) oder erst recht Öl (dazu habe ich so gar keine Erfahrungen) gearbeitet hat, sollte man seinen Pinseln eine regelmäßige Pflege zukommen lassen.
Damit sorgt man für eine lange Haltbarkeit und besseres Arbeiten – auch bei günstigeren Pinseln.
Denn mal ehrlich: Wenn man sich für den günstigen Pinsel entschieden hat, dann doch nicht, damit er schneller kaputt geht als der teurere und man früher einen neuen kaufen muss.
Bei mir war es nach zwei Wochen krankgeschrieben zuhause, viel gepinselt mit Gouache Farben, nun an der Zeit mich wieder mal um meine Pinsel zu kümmern. Das habe ich dann in meinem kleinen, neuen Skizzenbuch festgehalten und dabei gedacht, dass es doch sicher auch einen Artikel wert sein könnte, meine Erfahrungen mit Euch zu teilen.
Wie also mit dem dreckigen Pinsel umgehen?
1. Immer Auswaschen nach dem Malen
Ist ganz einfach. Man muss es nur machen und am besten nicht aufschieben. Wer vom Urban Sketching Treffen zurück kommt, sollte auch seine Reisepinsel immer direkt auswaschen. Selbst die Nylon-Fasern der Wassertankpinsel freuen sich, wenn sie richtig gereinigt werden.
Dazu hält man entweder den Pinsel unter laufendes Wasser oder –und das ist sicher Ressourcen schonender– man „wirbelt“ ihn einige Runden durch klares, lauwarmes Wasser im Glas und streicht ihn mehrfach auf einem saugfähigen Tuch ab.
2. Regelmäßig Reinigen mit…
a. Pinselreiniger
Er enthält meist Lösungsmittel um Pinsel von Acrylfarben zu befreien. Wer seine Pinsel nur für Aquarell nutzt kann darauf wahrscheinlich verzichten. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es hier Unterschiede bezüglich der Inhaltsstoffe gibt. Dies ist vor allem in Hinsicht darauf zu bedenken, dass wir alle ziemlich sicher unser Pinselwassser im Abfluss entsorgen. „Biologisch Abbaubar“ wäre also mehr als wünschenswert. Mehr habe ich mich mit Pinselreinigern noch nicht auseinander gesetzt. Ihr?
b. speziellen Pinselseifen
Viele Pinselmanufakturen bieten in ihrem Sortiment mindestens eine Seife zur Reinigung des Pinselhaares an. Die meisten bestehen aus verschiedenen Ölen und duften nur minimal. Es gibt sie in schönen Dosen oder einfach als Stück. Ob sie nun für unsere Aquarellpinsel sind oder für Kosmetikpinsel? Ich glaube fast, das in unerheblich.
c. Kernseife
Die einfachste Art und Weise. Kernseife bekommt man für sehr kleines Geld. Ich selbst habe eine einfache Haushalts-Kernseife aus Pflanzenölen gekauft, da ich mit ihr auch alles was sonst „Handwäsche“ ist, reinige.
Worin liegt der Unterschied zwischen Pinselseife und Kernseife?
Nun, ganz generell: aus was bestehen Seifen? Fette. Tierische waren es früher aller meistens, Talg, Schweine- und Knochenfette aber eben auch Pflanzenöle. Wem Tierwohl also wichtig ist, sollte nach veganer Seife aus Pflanzenölen Ausschau halten. Auch für Pinsel gibt es hier entsprechende Alternativen – lustigerweise steht das Stichwort „Vegan“ bisher noch nicht auf allen groß drauf, dabei ist das sicher verkaufsfördernd.
Wichtig!
Nehmt auf jeden Falle eine rückfettende Seife! Niemals eine entfettende, denn egal ob Naturhaar, Synthetikfaser oder Borsten – alle wollen bloß nicht entfettet werden. Der feine Fettbelag ist nötig damit die Haare, Fasern und Borsten nicht brechen und schön geschmeidig und flexibel bleiben.
Ansonsten konnte ich kaum einen Unterschied in den Angaben zu den Inhaltsstoffen verschiedener Kern- und Pinselseifen bei meiner Recherche finden.
Und so kannst Du Deine Pinsel reinigen
Die fixe Reinigung
Halte Deinen Pinsel unter lauwarmes Wasser um grobe Verschmutzungen auszuwaschen. Drücke dabei die Borsten sanft hin und her, ohne sie abzuknicken. Das Wasser auf einem saugfähigen Tuch ausstreichen und Pinsel hängend trocknen lassen.
Vermeide ihn auf die Borsten zu stellen und hänge ihn am besten “Kopf über” auf, so dass kein Wasser in der Zwinge stehen bleibt wo es Haare und Stiel beschädigt.
Man kann einen Pinsel zum Anlösen von Pigmenten und Bindemitteln auch kurzfristig in ein Glas mit Wasser stellen – besser allerdings einhängen, damit die Borsten nicht aufstehen und knicken. Niemals den Stiel mit ins Wasser stellen!
Hilfreich sind dazuverschiedene Pinselwascher –mit diesen Metallspiralen als Halter über dem Becher– die es im Fachhandel gibt. Ich selbst habe so etwas nicht. Da ich aber auch vor allem mit Aquarellfarben arbeite, halte ich einen solchen für mich auch nicht für unbedingt nötig. Bei Acryl- und Ölfarben ist es sicher eine Überlegung wert.
Die Waschkur mit Seife
Auch hier solltest Du grobe Farbreste vorab mit lauwarmem Wasser gut ausspülen und den Pinsel zwischendurch immer wieder auf einer saugender Unterlage ausstreichen.
Um nicht unnötig viel Wasser zu verbrauchen lasse ich genügend ins Waschbecken laufen oder nutze ein anderes größeres Gefäß. Waren die Pinsel arg verschmutzt, wechsel ich es oder lasse weiteres Wasser nach laufen.
Ist der Pinsel grob gereinigt, streichst oder kreist Du ihn ein paar mal über die feuchte Pinselseife. Ich bewege den Pinselkopf nun mit kreisförmigen Bewegungen auf meiner Handfläche solange bis es schäumt. War der Pinsel sehr mit Farbe durchsetzt, färbt sich der Schaum leicht ein. Auch hier massiere ich die Seife ein wenig ein, indem ich das Pinselhaar leicht hin und her drücke – beim dicken, flauschigen Verwaschpinsel mehr als beim feinen Miniaturpinsel.
Im Anschluss wasche ich Farbreste und Seife in lauwarmem Wasser aus und streiche wieder über ein Geschirrtuch. Habe ich den Eindruck, nun ist das Pinselhaar sauber, bringe ich die Spitze mit meinen Fingerspitzen wieder in Form. Immer schön von der Zwinge zu den Spitzen, so wird dabei noch überschüssiges Wasser „ausgedrückt“. Das nennt man auch „Dressieren“ der Pinselhaare.
Sind alle Pinsel sauber, hänge ich sie Kopf über auf. Dabei hilft mir ein Makramee, dass mir die talentierte Jenny mal geschenkt hat. Vorher hatte ich die Pinsel in der Spirale eines Schreibblocks eingeklemmt und den auf einen Schrank gelegt so dass die Pinsel frei hängen, sie aber auch schon mal an der Küchengardine festgeklammert, da kam nur leider der Kater dran und er steht einfach auf die Naturhaarpinsel…
Der Sinn dahinter: Kein Wasser bleibt in der Zwinge, wo es Haar und Klebstoff, aber auch den Stiel des Pinsels angreifen würde.
Sicher gibt es noch andere kreative Lösungen, die Pinsel kopf über zu trocknen. Was fällt Euch ein, wie man sie aufhängen könnte?
Wichtig: Niemals Pinsel auf die Heizung legen. Die Heizungsluft trocknet Pinselhaar, deren Kleber in der Zwinge, aber auch das Holz des Stiels zu sehr aus. Gerade der Stiel verformt und verkleinert sich dabei und die Zwinge hat dann keinen Halt mehr.
Dann lieber nur auf ein Handtuch, so dass die Pinselköpfe nicht aufliegen, und der Trocknung die Zeit geben, die sie benögtigt.
Nach dem Trocknen – Wie bekomme ich den Pinsel wieder spitz?
Neue Pinsel sind immer wunderbar spitz und fein, die Haare dicht zusammen und regelrecht hart. Das ändert sich bei der Nutzung ziemlich direkt, denn der Klebstoff, der sie für ihre Reise vom Hersteller zum Verkäufer zum Kunden schützen soll, wird dabei ausgewaschen.
Generell: solange der Pinsel im trockenen Zustand nicht völlig verfranzt aussieht, ist das normal. Es ist nur wichtig, dass er nass in seine ursprüngliche, spitze Form zurück findet.
Wie bekommt man nun den Pinsel wieder in diese Form zurück um zum Beispiel ganz fein damit zu arbeiten? Dazu habe ich einige „Life Hacks“ im Netz gefunden.
- ganz easy und immer dabei: unsere Spuke. Klingt erstmal ekelig, aber nunja, wir haben sie doch immer im Mund und finden sie da auch nicht ekelig.
- Eintauchen in eine Zuckerwasser-Lösung. Der Zucker erhöht die Oberflächenspannung und dadurch bleiben die Haare zusammen. Seife macht im übrigen genau das Gegenteil.
- Gummi Arabicum. Das Bindemittel der Aquarellfarben minimal in die Pinselspitze gegeben und es bindet auch die Pinselhaare wieder zusammen.
- Gegen abstehende Pinselhaare soll es helfen, den Pinselkopf in „heißes“ Wasser einzutauchen.
Die Punkte 1 bis 3 helfen natürlich nur bis zur nächsten Verwendung und dem erneuten Eintauchen in Wasser. Punkt 4 habe ich noch nicht getestet und übernehme ganz und gar keine Gewähr, ob es klappt und ob es dem Pinsel nicht vielleicht doch schadet!
Während dem Malen hilft es, den Pinsel regelmäßig in Wasser zu tauchen, ihn auf einem Tuch abzustreifen oder das Wasser aus dem Pinsel auszuschlagen. (Jenny würde jetzt feststellen, dass man damit ganz super Sprenkel machen kann.)
Lagerung von Pinseln
Als schicke Deko im Glas – eher nicht. Für die Aufbewahrung von Pinseln gilt auch, nicht mit den Borsten nach oben. Nicht in einem Glas stehend – auch wenn es doch so schön auf dem Schreibtisch aussieht. Mit der Zeit sammelt sich Staub auf dem Pinselkopf, der wieder ausgewaschen werden muss.
Auch das zurück schieben in die Kunststoffhülle mit der man den Pinsel erworben hat, ist nicht die beste Lösung. Ist noch Feuchtigkeit in den Haaren ist die Gefahr von Schimmelbildung hoch. Ich persönlich scheitere aber bereits am Hineinschieben ohne die feinen Haare zu beschädigen… Hingegen sind solche Schutzhüllen aus Netz, wie man sie auch von Kosmetikpinseln kennt, eine geeignete Lösung, da hier Luft an die Pinselhaare kommt. Diese schiebt man einfach vom Ende des Stiels bis nach vorn über den Pinselkopf.
Meine Pinsel liegen in einer Schublade – um genau zu sein in einem Besteck-Kasten. Dadurch kann ich sie sortieren, zum einen nach Größe und Material, vor allem trenne ich die Pinsel für Aquarell und Gouache von denen die ich für Acryl nutze. Dadurch, dass mein uralter Schreibtisch keine geschlossenen Schubladen hat, sind die Pinsel so immer gut gelüftet.
Noch was zum Thema Entsorgung
Einige Pigmente enthalten umweltschädliche Bestandteile, die nicht oder nur in sehr geringen Mengen ins Abwasser gelangen sollten (eigentlich müsste hier „dürfen“ stehen). Auswaschen direkt über dem Ausguss sollte –gerade bei stark verschmutzten Pinseln– ein No Go sein.
Und deshalb ist es gerade wenn man mit sehr viel Farbe arbeitet schon sinnvoll, nicht mit einem Baumwolltuch zu handtieren, dass man dann in die Wäsche gibt. Das macht nur Sinn, wenn man es auch irgendwann im Hausmüll (Restmüll) entsorgt. Denn dieser sollte an sich vom Entsorger so gelagert werden, dass sich Schadstoffe nicht auswaschen und ins Grund- oder Oberflächenwasser gelangen. Alternativ kann man natürlich direkt auf Küchenrolle oder ähnliches umsteigen, wenn man keine alten Baumwolltücher zur Verfügung hat.
Hersteller bieten zu all ihren Produkten im übrigen Datenblätter an in denen über die möglichen Umwelteinflüsse aufgeklärt wird. Einige geben auch Hinweise zum richtigen Umgang zum Beispiel mit dem Pinselwasser.
Auch sehr viele Online-Händler verlinken Euch diese Datenblätter. Lest sie mal, auch wenn es ähnlich langweilig wie AGB sein könnte.
Nun also: Happy Waschtag!
Wenn Ihr Euch fragt, welche Pinsel Ihr überhaupt benötigt, lest doch diesen Gastartikel von Anna Moser hier in meinem Blog.
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