Wann hast Du zuletzt mit der Hand geschrieben? So richtig, analog, mit einem echten Stift, womöglich sogar mit einem Füller?
Ich versuche täglich wenigstens Kleinigkeiten mit der Hand zu schreiben und nutze dafür sogar sehr häufig einen Füller. Warum? Weil es sich gut anfühlt, weil es immer hübsch aussieht, selbst wenn es nur schnell niedergeschrieben ist, weil es auch einer kleinen Notiz einen Wert gibt. Doch zum wirklich schönen Schreiben bin ich lange nicht mehr gekommen.
Und so habe ich mich sehr gefreut, als Jörg Stroisch von MiaSkribo zu seinem Event eingeladen hatte (auch wenn er wegen der Pandemie ein paar Mal verschoben werden musste):
Zu einem Workshop anlässlich der „Langen Nacht des Schreibens“ mit dem Thema „Die Verschönerung der eigenen Handschrift“ mit der Dozentin Petra Kirchner.
Zu Beginn des Workshops sagt eine Teilnehmerin: „Ich habe keinen Füller. Füller bedeutet für mich immer gleich Schule.“ Sie bekommt von Jörg einen Füller für den Workshop gestellt.
Markus von Zoomlab und Chris von lineatur.expert hingegen sind mit Lieblingsfüller(n) angereist und es geht direkt los mit Fachsimpeln, mit dem Austausch der verschiedenen Füller und mit den ersten Schwungübungen.
Die Dozentin spricht über Handschrift als etwas, das nicht nur Feinmotorik und Gedächtnis schult, sondern auch darüber wie sie für die eigene Persönlichkeit steht. Dass man auch mit der einfachen, normalen Handschrift viel ausdrücken kann – es muss nicht gleich die große Kunst der Kalligraphie sein. Handschrift ist Kulturgut.
„Ich habe eine Katastrophenhandschrift,“ sagt Markus. Und doch nach einigen Übungen zu Schwüngen, Laufweiten und auch leicht kunstvollen Schreibweisen, merken wir alle, es hat auch viel mit der Konzentration zu tun.
„Nur das Atmen nicht vergessen!“ erinnert Petra uns und ich muss tief Luft holen. Denn ja, ich habe gerade hochkonzentriert vor jedem m und n einen extra langen Abstand ins Wort gebracht und dabei fast vergessen was ich überhaupt am Schreiben war.
Nach dem Workshop sagt die oben genannte Teilnehmerin: „Jörg, wann kann ich vorbei kommen? Ich brauche einen eigenen, schönen Füller!“
Chris ergänzt dazu: „Verzichte auf Königsblaue Tinte und schon verfliegt die Erinnerung an die Schule.“
Und da hat er Recht. Schon in der Schulzeit war es ja viel cooler auch mal mit schwarzer, roter oder auch violetter Tinte zu schreiben. Trotzdem ist das klassische Blau im Kopf belegt mit Erinnerungen an die Schule. Und es gibt so viele schöne Tintenfarben…
Jörg erklärt warum es so wichtig ist, einen Füller nicht nur nach dem Aussehen zu kaufen. Natürlich sollte er auch optisch ansprechend sein, damit man sehr gerne damit schreibt, doch vor allem ist es wichtig, dass er in Größe und Gewicht zur Hand und den eigenen Vorlieben passt. Dann wird die Handschrift nicht nur schön, sie macht auch Spaß.
Während des Workshops kamen wir auch in den Genuss zwei hochwertige Füller von Otto Hutt nutzen zu dürfen. Keine Leichtgewichte sind die beiden Modelle design08 und designC, aber auch in der Haptik und Optik sehr besonders.
Mir liegen beide leider nicht so gut in der Hand, auch wenn mich die große Feder sehr angesprochen hat – doch haben beide den Schwerpunkt zu weit hinten und kippen mir im schnelleren Schreiben regelrecht weg. Oder vielleicht doch zum Glück? Zumindest für mein Konto.
Danke Jörg für die Einladung und Organisation und Danke Petra für den kurzweiligen Einblick in die Welt der Handschrift. Es war ein schöner Abend in Köln.
Jörg Stroisch ist Journalist und Inhaber von MiaSkribo. In seinem Geschäft verkauft er mit Passion und Kompetenz Füller und andere Schreibgeräte – online oder auch vor Ort.
Petra Kirchner ist selbständige freie Schriftkünstlerin, Handschriftcoach und Bewerbungstrainerin. Sie arbeitet als Dozentin für die Initiative Schreiben e.V. und ist Mitglied von Ars Scribendi (als Internationale Gesellschaft für Literatur- und Schriftkunst e.V. gemeinnützig anerkannt).
Die „Lange Nacht des Schreibens“ beruht auf der Initiative Schreiben e.V., die in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Zum Glück gibt’s Handschrift“ stand. Aufgrund der Pandemie wurde der Workshop bei MiaSkribo mehrfach verschoben und fand nur im kleinen Kreis statt.
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