Jeder von Euch hat schon mal mit Buntstiften gemalt, da sind wir uns ganz sicher!
Auch glauben wir fest daran, dass Ihr alle wenigstens eine Handvoll Buntstifte irgendwo greifbar hat. Es kann also losgehen mit den nächsten Metern „abseits der eingefahrenen Malwege“ und unserer offroadARTchallenge:
SEPTEMBER & Buntstifte
Die Aufgabenstellung: Nutze die Stifte aus Kindertagen!
Wie wäre es mit Strukturen, Schraffuren, Akzenten und Highlights, wenn es keine reine Farbstiftzeichnung sein soll? Oder aber eine Skizze, die übermalt wird!
Wir dachten, das ist doch auch ein guter Anlass nochmal auf den Monat März und das Thema „Re-Draw“ zurück zu kommen: Ein bestehendes Motiv nochmal malen, diesmal mit Buntstiften. Oder ein typisches Motiv umgesetzt mal nicht mit dem gewohnten Material, sondern eben mit den farbigen Stiften.
Und wer wider erwarten doch keine Buntstifte zur Hand hat: Wir lassen auch alle anderen bunten Stifte gelten!
Ein paar Grundlagen zum Malen mit Buntstiften
Mit Buntstiften arbeitet man meistens von Hell nach Dunkel. Das kennt man auch vom Aquarellieren. Um die Pigmente aufs Papier zu bringen, gibt es verschiedene Techniken, die wir hier einmal anreissen wollen:
Schraffieren
Möchte man feine Details und Linien zeichnen und mit diesen Flächen schraffieren, ist es wichtig, dass der Buntstift gut gespitzt ist. Außerdem ist es davon abhängig wie hart oder weich die Mine ist. Dann geht es vor allem darum locker zu bleiben und mit gleichbleibendem Druck die Linien so zu setzen, dass sich der gewünschte Effekt einstellt.
Schummern für einen glatten Farbauftrag
Dabei wird der Stift in einem flachen Winkel zum Papier gehalten, wodurch man die ganze Mine nutzt. Die Bewegung ist entweder nur seitlich oder auch kreisend. Es entsteht eine homogene Farbfläche.
Stifthaltung – Der Winkel macht’s
Ganz klar: Zeigt nur die Spitze zum Papier, kann auch nur diese malen und zwar einen feinen Strich. Neigt man den Stift zum Papier bekommt man viel mehr Minenfläche und einen dickeren Strich. Beim Schummern hält man den Stift daher dicht über dem Papier.
Druck – Nur kein Druck
Damit hinterlässt man nur Furchen im Papier und eventuell auch in denen darunter. Besser: Schicht für Schicht arbeiten! Dadurch vermeidet man auch zu dicken Farbauftrag und kann mehrere (Farb)Schichten malen. Die Farben überlagern sich und werden dadurch intensiver ohne das man so schnell die Struktur des Papiers zerstört.
Radieren – großflächig eher nicht zu empfehlen
Beim Radieren wird die Papieroberfläche immer etwas angegriffen und meistens bleibt Farbe zurück, oft auch bei den als „radierbar“ bezeichneten Buntstiften. Allerdings lassen sich zum Abschluss gut Highlights, also hellere Stellen im Licht, damit erzeugen.
Spitze Stifte
…sind gerade beim Malen von Details das A und O. Wichtig ist es, einen guten Spitzer zu nutzen, der das Holz nicht beschädigt, sondern glatt “abdreht”. Ich habe mir nach langem Hin und Her nun wirklich eine kleine, günstige Spitzmaschine gegönnt.
Farben mischen und verblenden
Buntstifte kann man nicht mischen wie man es bei flüssigen Farben, wie Aquarell oder Goache, gewohnt ist, wenn man Pigmente im Wasser miteinander vermischt. Nein, hier entsteht der Effekt erst durch das Überlagern und dann im Auge des Betrachters.
Entweder müssen wir also Striche bei der Schraffur so nebeneinander und übereinander ziehen, dass es im Auge des Betrachters zum Farbeindruck kommt.
Oder aber die Pigmente übereinander zu lagern, indem man mehrere Farben in Ebenen übereinander malt (Layering), so dass sich die Pigmente optisch mischen. Eine gute Technik dafür ist das Schummern oder aber das Verwischen mit einem Papierwischer (Estompe).
Es gibt übrigens auch einen farblosen Blender für Buntstifte um die Pigmente auf dem Papier zu verblenden. Ähnliche Ergebnisse erreicht man auch wenn man zum Abschluss mit einem weißen Buntstift darüber schummert. Allerdings lässt sich danach oft keine weitere Farbschicht mehr auftragen.
Alternativ kann man zum Abschluss (also erst wenn man fertig ist!) eine Fläche mit Terpentinersatz oder (Baby-)Öl verblenden. Schaut mal bei YouTube und Co. für genaue Infos! Dort gibt es einige Tutorials dazu.
Das Mischen der Farben ist je nach Eigenschaften der Buntstifte ganz einfach oder eben auch nicht. Woran das liegt? An den unterschiedlichen Zusammensetzungen in der Mine.
Wir merken uns:
Mine weich: Farben lassen sich besser mischen, malen sich aber auch schneller ab und sind anfälliger für’s Abbrechen.
Mine hart: Die Spitze ist stabiler, Details lassen sich besser ausarbeiten. Aber: die Farben lassen sich oft weniger gut mischen.
Probiert es mit Euren Stiften aus! Macht kleine Übungen, um zu sehen wie und ob überhaupt die Stifte das Mischen zulassen.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Buntstiften und Farbstiften?
Die beiden Begriffe können synonym verwendet werden, doch gerade im Fachhandel dienen sie als Unterscheidung der Kategorien „Kinder, Schule, Hobby“ und dem „Künstlerbedarf“.
Gemeinsam haben sie eines: eine farbige Mine in Holz gefasst. (Wie die Mine ins Holz kommt durfte ich bei den Artist Days von Faber-Castell bereits aus der Nähe sehen) Doch natürlich gibt es einen Qualitätsunterschied zwischen Buntstiften für Kinder und Schule, und den Künstlerfarbstiften, der sich auch im Preis deutlich widerspiegelt. Stifte aus dem Künstlerbedarf sind so vor allem Lichtbeständig oder sogar Lichtecht, so dass die Illustrationen über Jahre Bestand haben. Günstige Hobby-Stifte geben selten darüber überhaupt Auskunft.
Woraus bestehen Bunt- und Farbstifte?
Pigmente, Füllstoffe und ein Bindemittel – wie bei eigentlich allen Farben – doch dann bekommt die Mine noch eine Schicht aus Wachs (z.B. Sanford Prismacolor Premier, Derwent Chromaflow, Tombow IROJITEN) oder ein Öl (z.B. Faber-Castell Polychromos, Derwent Coloursoft/Lightfast, Lyra Rembrandt Polycolor) und das Ganze wird in Holz gefasst. Tendenziell sind Wachsbasierte Stifte weicher als Ölbasierte.
Wichtig: Trotzdem lassen sich die beiden Arten wunderbar zusammen verwenden!
Für unsere Challenge muss es nicht der teure Farbstift sein, für ganz viele Dinge ist der einfache Buntstift wirklich ausreichend!
Ach, da war doch noch was: Das Papier!
Wer sein Aquarell mit Buntstiften ausarbeitet hat bereits eine gewisse Papierstärke. Und das ist auch ganz gut so. Zu dünnes Papier wellt schnell bei ein paar Schichten mit dem Buntstift.
Neben dem Papiergewicht ist auch die Struktur des Papiers ausschlaggebend, wie man darauf malt. Auf sehr glattem Papier reiben sich die Pigmente des Buntstiftes nicht so stark ab, dafür wird es schneller “speckig” im Farbauftrag. Daher verwenden die meisten Papier mit einer leichten Struktur, auch wenn es auf einem glatten leichte ist feine Details heraus zu arbeiten.
Eine kleine Ideen-Sammlung für das Thema „Buntstifte“
Natürlich steht Euch nichts im Wege ein realistisches Bild zu malen. Allerdings ist das wohl schon mit einem gewissen Maß an Übung verbunden.
Wie wäre es also, Ihr macht nur eine Skizze mit Buntstiften und zeigt uns diese und das spätere, fertige Werk?
Oder Ihr übermalt die farbige Skizze mit Euren üblichen Farben und lasst nur ein paar Outlines sichtbar?
Oder aber Ihr malt ein Aquarell und gebt ihm in passenden Farben Outlines?
Auch toll – Outlines nicht nur mit gleichfarbigen Buntstiftlinien, sondern welchen in Komplementärfarbe!
Nachbearbeitung eines Aquarells – Effekte der Oberfläche
Mit Aquarellfarben lassen sich wunderbare Farbflächen und auch Verläufe erstellen. Aber was ist, wenn man doch noch Struktur haben möchte? Dann kann der Buntstift wunderbar helfen!
Mit feinen Linien, mit vielen kurzen Strichen, Schraffieren oder auch anderen Formen.
Beispiele: kurze Linien für Fell, spitze Ovale als Blätter, lange Bögen für Gras, Mäander und Wellenformen.
Kleine Kompromisse – Auch Aquarellfarben gibt es in Stiftform!
Mit aquarellierbaren (oder auch wasservermalbaren) Farbstiften lässt es sich schön arbeiten wie mit dem bekannten Buntstift – beide haben die Holzgefasste, farbige Mine. Daher nutzen einige Aquarellstifte zum (Vor-)Zeichnen um darüber dann zu aquarellieren. Besonders schön ist es, wenn zwischendurch die Linien erhalten bleiben und die Mischung aus vermalter Farbe und Strichen einen eigenen Charakter bekommen.
Übrigens: bei den namhaften Herstellern sind aller meistens auch die Farben der Bunt- und Aquarellstifte mit dem gleichen Pigment und dem gleichen Namen versehen.
Ihr seht also: Buntstifte lassen sich ganz toll kombinieren!
Frottage
Kennt Ihr bestimmt auch noch aus Kindertagen und ist etwas, das einfach mit Buntstiften geht: Das Papier wird auf einen strukturierten Untergrund gelegt und dann die Mine darauf abgerieben. Auf dem Papier entsteht eine Art Abdruck des Untergrundes. Klappt natürlich am besten mit einer besonders dicken oder recht weichen Mine.
[ BILD UsK Treffen Weilburg ]
Sgraffito
Noch so ein Wort – aber auch diese Technik kennt Ihr ganz sicher aus Kindertagen! Wenn auch eher mit Wachsmalkreiden. Zuerst werden zwei Farben deckend übereinander gemalt. Natürlich mit einer helleren unten. Dann kratzt man vorsichtig die obere, dunklere Farbe wieder heraus. Solche Kratzbilder kennt Ihr doch sicher?
Was macht das Malen mit Buntstiften so spannend?
Gerade wenn man nicht den ganz großen Kasten mit allen Farben der Welt hat: Das Limit mit nur wenigen Farben auszukommen und diese nicht, wie z.B. Aquarell oder Gouache, einfach mischen zu können. Wer Buntstifte mischen möchte, muss sich schon etwas mit der Technik befassen.
Aber! Vielleicht ist ja gerade das Limit der Hingucker!
Wenn man mal nur mit rot oder blau oder nur zwei Farben malt… so wie mit Bleistift nur in bunt… das verändert auch oft schon die Wahrnehmung der Zeichnung.
Doch keine Buntstifte zur Hand?
Wir lassen natürlich auch alle anderen farbigen Stifte gelten! Kugelschreiber, Gelstifte, Marker… welche fallen Euch noch ein?
Wir haben wieder nach Künstler:innen Ausschau gehalten, die auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen mit Buntstiften Arbeiten. Schaut doch mal auf ihren Profilen bei Instagram vorbei und lasst Euch inspirieren:
Elke Hanisch @elkehanisch
Sie zeichnet wunderbare botanische Illustrationen mit Farbstiften. Dazu gibt es auch immer wieder mal Workshops zum Umgang mit Farben und Stiften.
Bei Ihr gibt es auf der Webseite auch zwei Übungsblätter zum Download die sie hier für uns erklärt:
Luftschlangen
Diese Übung macht viel Spaß und man wird leicht warm mit den Farbstiften. Es geht darum, mit der Farbwirkung unterschiedlicher Farbpaletten zu experimentieren. Mal mit Lieblingsfarben kolorieren, mal nur mit Grautönen oder gedeckten Farben, mal komplementäre Farben, etc. Dann schauen, wie die Wirkung ist.
3 Bereiche können damit geübt werden:
- bewusst Farben einsetzen
- ausprobieren, wie Buntstiftfarben „gemischt” werden können
- Schatten setzen, um eine räumliche Wirkung zu erreichen
Frühlingsblumen
Dieses Übungsblatt hat zwar den Charakter von einem „Ausmalbild“, aber man kann es gut zum Experimentieren verwenden um verschiedene Kolorierungsarten ausprobieren.
Ursula Doughty @Doughtycreartive
Sie beherrscht zwei Dinge grandios: Tuschezeichnungen in Schwarz-Weiß und farbige Illustrationen mit Buntstiften. Realistische Darstellungen vor allem von Disney-Figuren und Comic-Charakteren finden sich in Ihrem Feed bei Instagram.
Ihr findet Beitrag über sie bei Strathmore im Blog einen schönen Beitrag.
Kirsten Albers @Gelbkariert
Kirsten ist Künstlerin und Autorin von verschiedenen Kreativ-Büchern zum Thema Handlettering.
Malen, Lettering und Verblenden, 3D-Effekte durch Schatten – und das könnt Ihr in Kursen im Kunstpark Herne auch von ihr lernen.
Gerade wird wurde ihre Webseite gelbkariert.de überarbeitet. Dort findet Ihr einen informativen Blog und die Workshop Termine.
Ausserdem möchten wir Euch die beiden Künstlerinnen @SueRahel und @iraville empfehlen
Sue Rahel Pfeifer arbeitet mit Mischungen aus Aquarellfarben und Farbstiften, die so schöne Effekte mit den Outlines erzielen. Schaut Euch ihre süßen Illustrationen an und vor allem die Florinis!
Ira Sluyterman van Langeweyde, arbeitet mit Strukturen und Schattierungen auf Aquarellen. Auf ihrem YouTube-Kanal zeigt sie auch sehr schöne Videos, bei denen man ihr beim Prozess der Entstehung über die virtuelle Schulter blicken kann.
Inspirations-Board auf Pinterest
Wir haben Euch wieder ein paar Ideen, Motive und auch Technik-Tipps auf einem Pinterest-Board gesammelt: Illustration – BUNTSTIFTE
Bitte!
Versuche nicht „mal eben einfach“ eine realistische Zeichnung mit Buntstiften, wenn Du sowas noch nicht gemacht hast! Das wird nicht klappen. Aber! Mit vielen kleinen Übungen lernt man die Grundlagen für eben diese Zeichnungen.
Wir freuen uns, wenn Du Dich mit uns auf das Abenteuer einlässt!
Du kannst gerne Dein Werk mit uns teilen indem Du den Hashtag #offroadARTchallenge benutzt und uns bei Instagram verlinkst. Leider klappt es nicht immer, dass die Plattform uns auch Bescheid gibt, also entschuldige, wenn eine Reaktion von uns etwas länger braucht.
Wenn Du Dein Bild nicht magst oder es einfach „Nicht in Deinen Feed passt“ musst Du es auch nicht veröffentlichen. Aber vielleicht kommen wir über die Stories trotzdem ins Gespräch und können unsere Erfahrungen austauschen. Bei Fragen oder Problemen, keine Scheu uns einfach anzuschreiben!
Du findest Petra @una.kritzolina, Bianca @biancahestermann und mich @goldenerstrich über Instagram oder indem Du hier ein Kommentar hinterlässt.
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