Teil 3 meiner Blogreihe zum Thema Urban Sketching. Dazu habe ich mich damit auseinander gesetzt, was man wirklich braucht als Urban Sketcher. Und das ist ganz viel und doch ganz wenig.
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Urban Sketchers Essentials
Zuerst aber einmal warum ich mich damit so beschäftigt habe: Der Lemming-Effekt. Gefördert durch soziale Medien fühle ich mich immer wieder dazu veranlasst “noch mehr” haben zu wollen und zu kaufen. Aber gerade beim Urban Sketching geht es ja darum unterwegs zu zeichnen, dort wo man gerade ist, am besten immer und überall. Man kann also nicht immer einen ganzen Rollkoffer an Material dabei haben (auch wenn meine “Handtasche” gewiss ab und an Koffer-Status hat) sondern sollte sich fokussieren und Bestimmtes auswählen.
Um einen Überblick zum möglichen Equipment zu bekommen und was ich bereits alles in meinem Sammelsurium rund um den Arbeitstisch besitze, habe ich die sogenannten “Essentials” in mein kleines Skizzenbuch gezeichnet. Vieles darin fiel mir bei meinem ersten Treffen mit den USk Mittelhessen auf. Nicht nur auf Instagram Bildchen, sondern in der realen Nutzung. Wobei gerade in dieser Woche unglaublich viele Live Videos vom Urban Sketchers Symposium in Amsterdam zu sehen sind. Meine Gedanken waren also: Was finde ich gut, was macht für mich (vielleicht) auch Sinn beim Zeichnen unterwegs.
Natürlich habe ich seitdem trotzdem einige Dinge gekauft. So bin ich nun stolze Besitzerin eines Angler-Hockers. Aber auch nur weil es im Resteposten-Laden im Ort gerade welche gab – die Chance musste genutzt werden. Ein solcher Tripod ist leicht und klein. Aber bequemer wird es doch mit einem richtigen Stuhl – Angelika hatte bei den USk einen für den Strand, mit gekürzten Beinen, und saß damit recht entspannt in einer guten, fast schon ergonomischen Position beim Zeichnen.
Denn um auf dem Schoß gut zeichnen zu können, mit Farbkasten etc drum herum, hatte Angelika noch was bequemes – eine Klemmbrettmappe als Unterlage – in ihrem Blog erklärt sie, wie sie sich eine selbst gebastelt hat. …ich habe einfach eine Mappe aus dem Sammelsurium gesucht und erfreue mich der stabilen Unterlage bereits sehr. Es gibt aber auch spezielle Zeichenbretter, mit Klemme an einer Seite, zum Beispiel einem Gumminband zur weiteren Fixierung und einem Ausschnitt im Brett, der als Tragegriff dient.
Foldbackklammern – sind ja eh praktisch und auch in stylischem Design und allen Farben und Größen zu haben. Die Binder Clips sind beim Zeichnen im Freien wirklich sehr praktisch, kann man damit das ständige Umblättern im Skizzenbuch allzu einfach verhindern. Die etwas größere Briefklemme ist auch ab und an sehr nützlich. Oder aber man nimmt was sich gerade zur Hand hat – das können so zum Beispiel auch mal Wäscheklammern sein.
Skizzenbücher und -Blöcke gibt es in einer riesigen Auswahl – nach allerlei Gusto kann man sich entscheiden. Egal ob Format, Bindung oder Papier. Einige Urban Sketchers binden sie sich sogar selbst aus dem Lieblingspapier. Die Hersteller bringen immer mehr speziell für das Urban Sketching auf den Markt. Auf der Creative World im Januar hatte Hahnemühle so zum Beispiel das ZigZag Book vorgestellt – ein Aquarellbuch als Leporello (im Englischen Accordion) – wodurch besondere Formate möglich sind. Von Sennelier gibt es ein ähnliches, allerdings kann ich über das Papier (noch) nichts sagen.
Um Formate noch interessanter zu machen, greift so mancher zu einem einfachen Trick: Abkleben mit Malerkrepp oder Washi Tape. So kann man einen perfekten Rahmen erhalten oder eine Seite bereits in mehrere Bilder aufteilen. Die übliche Empfehlung wird übrigens für das in hellrosa von Tesa ausgesprochen.
…andere schneiden rigoros das Skizzenbuch auch mal selbst auf das gewünschte Format.
Zeichnen kann jeder natürlich mit was er gern möchte, beim Urban Sketching ist aber der Füller durchaus weit verbreitet. Vor kurzem bin ich auch auf einen mit Konverter umgestiegen um mit wasserfester Tinte zu zeichnen (Hinweis am Rande: Nutze den Füller jeden Tag. Jeden. Sonst machst Du ihn nur ständig sauber…). Wasserfest sollte es sein, wenn man im Nachhinein mit Aquarell koloriert. Allerdings habe ich schon einige tolle Sketches gesehen, die genau anders herum arbeiten: Erst Farbflächen anlegen und dann darauf skizzieren. Für ganz Feines geht für mich aber weiterhin nichts über Fineliner und für “ganz grobes” den Brush Pen mit den Nylonhaaren.
Auch habe ich mir weitere Reisepinsel gekauft. Bisher hatte ich vor allem Wassertankpinsel verschiedener Hersteller für unterwegs, doch mittlerweile kann ich mit echten Pinseln besser arbeiten, vor allem wenn es um das Nutzen von viel Wasser geht. Außerdem besitze ich schon länger zwei ganz kurze Verwaschpinsel, nicht mal 14 cm lang. Doch diese haben keine Kappe zum Schutz im Mäppchen. Nun leben in meiner Pinselschublade -oder eben in der Stiftmappe- welche bei denen man die Kappe (vielmehr eine Hülse aus Metall) als Schaftverlängerung nutzen kann.
Was gehört zu einem echten Pinsel? Ein Wasserglas. Beste ergonomische Eigenschaften weißt hier eine Miniaturausgabe einer bekannten Nougatcreme auf! Ein Glück hatte ich da mal welche aus einem Hotel mitgenommen… Ich empfinde das als richtigen Live Hack, denn die Gläser sind klein, bruchsicher und halten auch gut dicht.
Wer mit Wasserglas koloriert braucht aber noch etwas: Wasser zum Wechseln! Oder einfach mehr Nougatcreme-Gläschen?
Farben – Hier kommt es natürlich auf die Vorlieben an. Aquarellfarben aus dem Napf oder von der Mischpalette, in Stiftform als Watercolour Marker “ready to use” oder in Holz gefasst zum Vermalen, Pastelle oder Wachskreiden… – je nach Technik, Reisegepäck oder auch Ort und Jahreszeit kann man hier variieren. Besonders auch bei der Auswahl der Farbpalette!
Wer mit Aquarellfarben arbeitet weiß wie wichtig ein Läppchen oder Tuch ist um den Pinsel zu reinigen, Wasser abzustreichen oder auch nochmal vom Papier zu nehmen. Als Urban Sketcher perfektioniert man so etwas in dem man ein Schweissarmband am Handgelenk hat oder eine ausgediente Stulpe.
Braucht ein Urban Sketcher ein Lineal? Das kommt wohl sicher auf das Motiv und die eigene Technik an. Allerdings habe ich bei ein paar Künstlern, die vorwiegend Architektur zeichnen gesehen, wie sie sich mitunter mit einer Kreditkarte zu helfen wussten um ganz exakte Linien zu ziehen. Die standen dann im schönen Kontrast zu den sehr dynamischen Farbflächen.
Zu all dem gehört natürlich einiges um das Equipment gut zu verstauen. Ein Rucksack empfiehlt sich spätestens wenn man einen Tripod-Hocker dabei hat. Es müssen ja dazu das Skizzenbuch (oder gleich mehrere), ein Mäppchen oder eine Stifte-Rolle, die Aquarell-Farben im Kasten, Wasser und eben die üblichen Accessoires hinein passen. Vielleicht ist dann auch noch Platz für das Leibliche Wohl des Künstlers…
Was auf meiner Wunschliste noch steht:
Eine Gürteltasche. Aber nicht so eine hippe Bauchtasche aus den 90ern, wie man sie heute über die Schulter hängt. Nee, mehr wie eine Kellner- oder Werkzeugtasche – eben für das Handwerkszeug des Zeichners. Aber ich möchte da nichts für kaufen – habe Angst, dass es dann doch nicht so passt wie ich es mir vorstelle. Bei Kathrin der USk habe ich eine schicke gesehen… Aber vielleicht versuche ich es einfach mal mit einem Upcycling einer alten Jeans?!
Zu guter Letzt: Der Stempel!
Nimmt man an einer USk Veranstaltung teil, darf man sich den entsprechenden Stempel in sein Skizzenbuch geben lassen. Ich finde, das macht es unglaublich authentisch. Oder aber man fragt dort wo man zeichnet ob das Café, das Geschäft, das Museum… nicht einen Stempel hat. Ansonsten tut es auch der Kassenbon. Einen ganz eigenen Stempel habe ich bereits bei einigen Sketchern gesehen als eine Art Signatur und denke darüber nach, ob das mir nicht auch gefallen würde… Dann würde ich das Signieren vielleicht nicht immer wieder vergessen?!
Und wer packt mir jetzt die Tasche?
Am Wochenende treffe ich mich nämlich mit zwei Freundinnen, die der Leidenschaft fürs Urban Sketching auch gerade verfallen. Quasi als “Gegenveranstaltung” (im positiven Sinne, gibt’s da ein besseres Wort für?) private Alternativveranstaltung zum Symposium in Amsterdam …und ich habe eine Kleinigkeit vorbereitet für sie… dazu mehr für Euch im nächsten Blogartikel.
Soderle, dieser Artikel ist gewiss kein vollständiger Leitfaden! Und vor allem müsst Ihr SELBST entscheiden, was Ihr benötigt. Auch ich werde das gewiss erst im Laufe der Zeit und der Nutzung im besonderen ganz genau sagen können. Und nie vergessen: “Geschmäcker sind verschieden!” sagte der Affe und biss in die Seife. In diesem Sinne, ein schönes Wochenende Euch und bis demnächst! *
PS: Das nächste USk Symposium findet im April 2020 in Hong Kong statt. Wer nicht so lange warten möchte, interessiert sich vielleicht für das Deutschland Treffen am letzten Wochenende im August in Augsburg?!
Sabine aus WO(rms) meint
Prima Tips.
Den 3Beinhocker finde ich besonders Klasse.
Ich würde nicht “Gegenveranstaltung” schreiben – eher “Alternativ- oder Stattdessen-Veranstalung”;)
♡liche Grüße von
Sabine aus WO(rms)
Leoni Pfeiffer meint
„Alternativ“ klingt gut, das werde ich gleich mal ergänzen. Beste Grüße*
Anna meint
Hallo Leoni,
ich war gerade in Amsterdam…und ja, weniger ist mehr. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich wie immer schauen, was ich genutzt hab und was vermisst. Definitiv einen Hocker, aber es sei zu bedenken man muss das alle immer mitschleppen. Die super fancy Sachen braucht man meist nicht, denn die Stifte und Farben zeichnen und malen ja nicht alleine. und oft reicht ja dann auch nur ein Kulli, richtig eingesetzt sieht das genial aus.
Danke für den Blogartikel und deine wundervolle Art die Dinge zu sehen und zu schreiben.
Liebe Grüße aus (inzwischen weitergereist) Madrid
Anna
Leoni Pfeiffer meint
Liebe Anna, danke für Deinen direkten Erfahrungsbericht aus Amsterdam! Zu gern wäre ich auch dabei gewesen.
Das ständige “überprüfen” was man wirklich genutzt hat, ist sicher mit der Beste Weg heraus zu finden, was für einen persönlich zu den “Urban Sketchers Essentials” gehört. …ich stehe da noch sehr am Anfang und möchte am liebsten alles ausprobieren… und gleichzeitig eben nicht in einen Konsumwahn verfallen.
Liebe Grüße auf Deine Reise *