[Werbung | Rezensionsexemplar]
…so ist das Buch “Schreibmeister” von Barbara Nichol untertitelt. Es wurde 2018 in Zusammenarbeit Online Schreibgeräte veröffentlicht, die sicher einigen als Hersteller von allerhand Füllern und anderen Stiften bekannt sind.
Mir wurde das Buch freundlicherweise von Online während der Paperworld ohne weitere Absprachen überlassen. Nun möchte ich es Euch gern vorstellen.
“Polishing your Penmanship”
Das erklärte Ziel des Buches ist es, innerhalb von zwei Stunden schöner schreiben zu können. Nun, ich bin dafür nicht ganz die richtige Testperson – an sich glaube ich, bereits recht schön schreiben zu können – wenn ich mich etwas bemühe. Doch in meinem Umfeld sind ein, zwei Jugendliche, deren Handschrift gern etwas gepimpt werden könnte. Also habe ich das Buch und seine Übungen erarbeitet um danach meine Erfahrungen weiter zu geben. Es richtet sich ausdrücklich an Schüler wie Lehrer.
Das Buch ist kein Kalligraphie-Buch. Barbara Nichol macht schon in der Einleitung klar, wie wichtig sie es findet, Handschrift und Kalligraphie von einander zu trennen. Auch beim Üben.
Es geht nicht um eine spezielle Schrift der Kalligraphie, es geht um die ganz eigene Schrift, das persönlichste was wir haben um uns schriftlich auszudrücken – unsere Handschrift und wie wir sie zu einem Ausdruck unser Persönlichkeit machen können.
Zur Autorin
Barbara Nichol lebt in Australien als Lehrerin und Expertin für Handschrift. Sie hat im Laufe der Jahre die Schreiblehrmethoden studiert und refomiert. Sie lehrt in Workshops und Seminaren Schüler wie auch Lehrer über die “Geschwindigkeit, Gewandtheit und Kühnheit der Bewegung” beim Schreiben. Ein anschauliches Video wie sie einem Mitarbeiter von Online die richtige Stifthaltung usw. erklärt findet Ihr hier.
Das Buch
“Schreibmeister – Ein Leitfaden zur Handschrift” ist ein Softcover im Format 21×21 cm. Das macht es praktisch auf dem Schreibtisch während dem Lesen und dem Üben. Die Seiten sind fest, denn man soll auch auf ihnen schreiben! Das Heft ist ein “Workbook”. Da das Papier aber gestrichen ist, würde ich dazu raten, doch dünnes Kopierpapier darüber zu legen um die Hilfslinien und Übungen durchzupausen (an dieser Stelle empfehle ich glattes 70g Papier, das es im 500er Pack für knappe 5 Euro zu kaufen gibt). Man muss nicht zwingend mit einem Füller schreiben –auch wenn das gewiss die edlere Form den Schreibens ist– doch sollte man dann an die Tipps der Autorin für die Handhaltung denken.
Der Inhalt
Das Buch beginnt –nach der üblichen Einleitung– damit, dass man seine eigene Handschrift beurteilen soll. Man schreibt seinen Namen, die Kleinbuchstaben des Alphabets sowie einen Beispielsatz. Dies dient im Nachhinein der eigenen Beurteilung.
Danach erklärt die Autorin Ihre Herangehensweise und die Geschichte dahinter beginnend beim “Schreibmeister”, dem zwei wichtigsten Lehrer in der Schule in früheren Zeiten.
“Ich ziehe nach oben.”
Diesen Ansatz möchte die Autorin ihren Schülern und Lesern als Gewohnheit mit geben. Aber was ist damit gemeint? Der “Vorsätzliche Strich” bedeutet mit einer gewissen Intention, einer Spannung zu beginnen. Daraus schließt Barbara Nichol, dass bevor der eigentliche Buchstabe Gestalt annimmt, wir in einem eleganten Bogen zur Ausgangsposition geführt werden. Ich persönlich würde es den Aufstrich nennen, an dessen Spitze der Buchstabe aus seinen einzelnen Formen gebildet wird.
Weiter stellt die Autorin dem Leser verschiedene Fragen zur Handhaltung des Schreibgeräts und erklärt auf den folgenden Seiten wie man die Haltung je nach Stift perfektionieren kann. Danach wird die Handschrift forensisch analysiert, was vom Übenden schon erfordert sich genau anzusehen was er wie geschrieben hat. Diese Reflexion der eigenen Schrift finde ich genauso wichtig, wie beim Zeichnen. Denn nicht nur durch das immer währende Wiederholen lernt man, sondern auch durch das nachträgliche Betrachten und Analysieren.
Nach einem kurzen Ausflug in die Entstehungsgeschichte unserer Schrift, beginnen die 25 Lektionen des Buches. Nach den Grundformen in die sich Buchstaben zusammenfassen lassen, Verbinden und Trennen, Abständen und bestimmten Buchstabenfolgen der Kleinbuchstaben (Gemeinen) folgen die Großbuchstabend (Versalien) unserer lateinischen (römischen) Schrift.
Abgeschlossen wird das Buch mit der Darstellung der Kursiven Handschrift des 15. Jahrhunderts und der Kurrentschrift des 18. Jahrhunderts, Schreiblinien mit 10° und 30° Neigung (zum Vergleich, bei der englischen Schreibschrift im Kalligraphie-Buch von Natascha Safarik sind es 55°) sowie einem Brief der Autorin an ihre Leser in schönster Handschrift.
Fazit zu “Schreibmeister – Ein Leitfaden zur Handschrift”
Auch wenn die Übersetzung zu Beginn teilweise etwas holprig erscheint, liegt das vor allem in der Sprache der Autorin, die man hier wohl nur aus Fachbüchern gewohnt ist. Für einen Jugendlichen scheinen die Texte dadurch sicher etwas schwierig oder langweilig. Doch sie sind vollgepackt mit Wissen in ihrer doch kurzen Form. Das hat mich persönlich gefordert und begeistert. Die Beschreibungen der Lektionen sind knapp und sehr verständlich.
Der Autorin ist es wichtig, dass man sich beim Schreiben wohl fühlt, dass Buchstaben und Formen aus der Bewegung und dem Muskel-Gedächtnis entstehen. Es geht nicht um das Handlettering oder künstlerische Kalligraphie, es geht um leserliches aber auch zügiges Schreiben in schönster Form – “Polishing your Penmanship” eben.
Der Leitfaden ist an Schüler wie auch Lehrer gerichtet um das schöne, wie auch flüssige Schreiben zu lernen und zu lehren. Es geht nicht um eine bestimmte Schriftart oder ein Alphabet zum “abpausen”, sondern um das Aufbauen der eigenen Handschrift. Diese soll klar, gut lesbar und ausdrucksstark werden.
Noch ein persönlicher Gedanke dazu
Leider wird dieses Buch wohl kaum in die Lehrpläne unserer Schulen passen. Auch wenn es bei so manchem Schüler gewiss für Spaß am Schreiben sorgen würde. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder beobachten können, wie wenig auf die Handschrift in der Schule geachtet wird, auf Handhaltung, Entwicklung und Nutzen. Dafür sehe ich, wie Jugendliche den Füller fast ins Papier bohren, den Bleistift übrigens auch. Wie sie das Schreiben mit der Hand als lästig empfinden, weil es “so lange dauert”. Zwar können die meisten Teenager gewiss am Handy schnell tippen, 10-Finger-Schreiben am Computer haben sie aber wahrscheinlich auch noch nicht gelernt. Ich schätze mich so ein, dass ich alle drei Dinge “zügig und flüssig” kann, weil in der Grundschule Wert auf das Erlernen einer Handschrift gelegt wurde (noch dazu der schwungvollen, verbundenen Variante – Druckbuchstaben fingen wir alle mehr oder weniger selbst irgendwann an zu Schreiben, weil sie praktisch oder cool oder sonst was waren) und ich wiederum in den Genuss (wenn ich ihn damals auch anzweifelte) von Maschinenschreibunterricht kam. Heute kann ich meine Handschrift variieren zwischen “schnell mal notiert” bis hin zu “schicker Grußkarte”, vor allem aber ist sie lesbar und keine “schlimme” Anstrengung, ich denke nicht mit einem Schaudern daran wenn ich etwas (längeres) schreiben muss.
Ich finde es schade, dass Kinder und Jugendliche in meinem Umfeld das Schreiben mit der Hand als Last empfinden, auch weil sie nie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Das Softcover mit der ISBN 978-3-947933-00-6 ist zur Zeit noch nicht im Handel zu finden. Doch weiß ich, dass die Firma Online bereits daran arbeitet, es für jeden verfügbar zu machen.
An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals herzlich bei der Geschäftsführung von Online Schreibgeräte für die Überlassung dieses Exemplares und freue mich auf ein Wiedersehen im Oktober auf der Insights-X in Nürnberg, vielleicht haben sie dann bereits neue Informationen wie man das Heft erwerben kann. Natürlich werde ich von den Neuheiten der PBS-Messe auch wieder an dieser Stelle berichten.
Die Insights-X, Fachmesse für Papier-, Büro- und Schreibwaren, findet vom 9. bis 12. Oktober 2019 im Messezentrum Nürnberg statt.
“Polishing your Penmanship Workshop” – Schreibmeister, ein Leitfaden zur Handschrift von Barbara Nichol wurde mir für diese Vorstellung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies geschah ohne Vorgaben und ohne Einflussnahme auf den Artikel durch den Verlag. Es wurde kein Honorar gezahlt. Die hier geschriebene Meinung, egal ob positiv oder negativ, spiegelt meine eigene Einschätzung wieder.
Marta Hemkemeier meint
Liebe Leonie,
seit einigen Tagen beschäftige ich mich mit Barbara Nichols Buch, was mich sehr fasziniert. Bei meinen Schreibübungen habe ich feststellen müssen, dass ich nicht richtig weiß, bei welchen Stellen genau der Vorschlag gilt, den Schreiber neu anzusetzen ( a, o usw.? ) und wo die Linien ( p? ) doppelt gezogen werden? Kennen Sie weitere Anleitungen, die ich mir besorgen könnte?
Viele Grüße
Marta Hemkemeier