Im Oktober ist Inktober – also auf Deutsch ein Tuschtober?
Eine Übersetzung der offiziellen „Aufforderungsliste“ und meine Tipps zum Start der Kreativ-Challenge
Seit 2009 gibt es die von Jake Parker initiierte Aktion des „Inktober“. Und seit 2016 gibt es dazu eine „Prompt Liste“ mit einem Thema für jeden der 31 Tage des Monats Oktober.
Jedes Jahr beteiligen sich unzählige Künstler auf der ganzen Welt an der Kreativ-Challenge und zeichnen täglich eine Tusche-Illustration, ein Motiv, vielleicht auch einen Comic. Einige bereiten sich ab dem Erscheinen der Liste am 1. September bereits vor, andere starten mit dem 1. Oktober.
Jedes Jahr versuche auch ich mich daran, mehr oder weniger erfolgreich.
Einige Künstler fertigen eigene Listen mit Themen an, ich hingegen mag es beim Original zu bleiben. Allerdings gibt es da immer wieder ein paar „Verständigungsprobleme“. Denn die englische Liste lässt sich nicht immer ganz einfach ins Deutsche übersetzen. Man weiß es nämlich nicht, ist es ein Adjektiv oder doch ein Verb, vielleicht sogar ein Substantiv.
Dieses Jahr habe ich mir die Mühe gemacht und die 31 Worte des Inktober übersetzt und zusammen getragen. Eigentlich erstmal für mich. Doch in Gesprächen mit anderen Interessierten kam raus, auch andere haben eine „Sprachbarriere“, die gerne auch mal die Kreativität ausbremst.
Aber erst einmal mehr zum Inktober selbst:
Was gibt es noch für Regeln beim Inktober?
Die sind ziemlich schnell zusammen gefasst: Ink, post, repeat!
Zeichne etwas mit Tusche –ob nun mit Fineliner, Füller, Feder, Pinsel auch dem Brushpen– poste es mit den Hashtags #inktober und #inktober2023 auf Deinem Social Media Kanal* – und wiederhole!
*Auf der offiziellen Seite steht geschrieben: Auch der eigene Kühlschrank zählt als Veröffentlichungsplattform! Hauptsache jemand sieht es.
Klingt also gar nicht so kompliziert oder?
Wozu also diese Challenge? Es geht darum zu zeichnen, einfach drauf los oder auch mit einem größeren Plan. Dabei eine Routine zu finden um täglich dafür Stifte und Papier zur Hand zu nehmen. Nach dieser täglichen Übung kann die Verbesserung der eigenen künstlerischen Fähigkeiten stehen – muss es aber nicht, denn der Inktober soll vor allem auch eines: Den Teilnehmenden Spaß machen!
Kleiner Funfact: lässt man das Wort „Prompt List“ übersetzen heißt es Dringlichkeitsliste und irgendwie finde ich das gerade äußerst passend. Zumindest für mich.
Eine solche Challenge ist wirklich eine Herausforderung. Für die Künstler und für alle die einfach nur gern mal etwas Zeichnen. 31 Tage Output muss man erst einmal schaffen. Aber das Schöne! Man muss ja nicht alle der Prompts erfüllen. Keiner wird es kontrollieren. Und doch freut sich jeder über die Fülle an verschiedenen Interpretationen der Herausforderungen (deutsch für prompt).
Damit es etwas leichter ist, diese anzunehmen habe ich die 31 Worte übersetzt. Einige sind ganz klar, andere lassen einen gewissen Interpretationsspielraum. Schon allein, weil man nicht weiß ob es das Substantiv, das Verb oder doch ein Adjektiv ist, das Jake Parker auf die Liste genommen hat.
Doch auch das macht den Reiz aus!
Hier also meine Übersetzung der Inktober Herausforderungen Liste 2023
1. DREAM
der Traum, träumen, der Wunschtraum
2. SPIDERS
Spinnen, Kreuzschlüssel (Radkreuz/Drehkreuz), Zwischenfutter (Stoffeinlage beim Nähen), elastisches Bindeband
3. PATH
der Weg, die Wege, Pfad, Route, der Zweig
4. DODGE
ausweichen, entziehen, zur Seite gehen, aus dem Weg springen
der Kniff, Trick, Winkelzug
das Umgehungsmanöver, der Schlenker
5. MAP
Landkarte, Karte, Plan
die Abbildung, abbilden
kartieren, karthografieren
entwerfen, planen
6. GOLDEN
golden, goldfarben, gülden
7. DRIP
der Tropfen, tropfen, träufeln
Infusion/ (Dauer)Tropf
Ablaufrinnen
8. TOAD
Kröte, Unke
widerwärtige Person
9. BOUNCE
Schwung, Sprungkraft, Federkraft
Aufsprung, Aufprall
springen, aufspringen, aufprallen, aufhüpfen, federn, hopsen
abweisen, rausschmeißen
10. FORTUNE
das Vermögen
das Glück, der Zufall, das Schicksal
Reichtum, Heidengeld
11. WANDER
Wandern, schweifen, schlendern, bummeln
(umher) irren
12. SPICEY
würzig, pikant
13. RISE
ansteigen, aufsteigen, sich erheben
wachsen, entspringen, erhöhen, zunehmen, anschwellen
Anstieg, Anhebung, Lohnerhöhung, Emporkommen
14. CASTLE
Burg, Schloss, Kastell, Festung
15. DAGGER
der Dolch, das Kreuzzeichen
16. ANGEL
der Engel, der Geldgeber oder Sponsor
17. DEMON
Dämon, Teufel, Ungeist
dämonisch
18. SADDLE
der Reitsattel, das Aufsatteln
Rückenstück
Bergsattel
19. PLUMP
Prall, plump, mollig, fett, dicklich, gut gefüttert
etwas fallen, plumpsen lassen
20. FROST
der Frost
glasieren, mattieren, überziehen
21. CHAINS
Ketten, Halskette
Handelsketten, Filialisten
Fesseln
Verkettung, Reihen
Absperrkette
Schlange
anketten, verbinden, verketten
22. SCRATCHY
Kratzig, Kratzend
zerkratzt, verkratzt
zusammengewürfelt
23. CELESTIAL
überirdisch, himmlisch, sphärisch
24. SHALLOW
Untiefen
seicht, flach, nicht tief, untief
schwach, oberflächlich, geistlos
25. DANGEROUS
gefährlich, bedrohlich, gefahrvoll
26. REMOVE
entfernen, beseitigen
entnehmen, abnehmen, herausnehmen, wegschaffen
27. BEAST
Bestie, Tier, Ungeheuer, Ungetüm
28. SPARKLE
funkeln, glitzern, glänzen
der Glanz, das Funkeln, der Glitzer
prickeln, strahlen, blitzen
29. MASSIVE
massiv, enorm, stark, gewaltig
massig, klotzig, gigantisch, groß, riesig, kolossal, wuchtig
derb
30. RUSH
die Eile, das Eiltempo, die Hektik, der Ansturm
die Hetze, Überstürzung
Rausch
eine Binsenweisheit
31. FIRE
das Feuer, der Brand, die Flamme, die Glut, die Brandstelle
anzünden, befeuern, böllern, brennen, zünden
der Beschuss, abfeuern, schießen, abdrücken
hinauswerfen
Diese Übersetzung ist zwar sorgfältig erstellt trotzdem natürlich ohne Gewähr…
Alternative Inktober Prompt-Listen
Es gibt einige Künstler, die zum Inktober eine eigene, alternative Liste erstellen. Einige spannen dabei noch den Bogen zur offiziellen Liste. Hier eine Handvoll als Inspiration:
#Architober von @camilosketchting aus Kolumbien verbindet die Themen mit Architektur und berühmten Bauwerken auf der ganzen Welt. Mit dabei dieses Jahr auch die Hamburger Elbphilharmonie.
#inktoberworlds von @rhemrev und @charliepot.art hat eine Liste für „Enviroment Designers“ die ganze Landschaften zeichnen wollen.
#stilltober von @veryberrydraws listet Themen zum illustrieren von Stillleben und bietet neben der 31 Themen eine halb so lange Liste für vielbeschäftigte Künstler.
#dinasdrawtober von @dinasaurus.art Sie hat neben den 31 Schlagworten auf kleine Hilfestellungen festgehalten um sich dem jeweiligen zu nähern.
Wenn Du noch eine Liste gefunden hast, die besonders interessant ist, lass es mich gern wissen! Hier als Kommentar oder gern auch über meinen Instagram-Account @goldenerstrich.
Warum INK = Tusche?
Nun, der „Vorteil“ von Tusche liegt direkt auf der Hand: sie ist nur bedingt korrekturfähig. Ist der Strich gesetzt, bleibt er und lässt sich nicht weg radieren. Das gehört zum Konzept.
Dazu kommt die Reduktion der Farbe beim Zeichnen in Schwarz-Weiß: Keine Farbe um Abzulenken, heißt auch man konzentriert sich auf das Wesentliche. Bei der Bildidee, bei der Komposition und der finalen Zeichnung mit hellen und dunklen Flächen, mit Schattierungen und Schraffur um ein vielfältiges Bild zu erzielen.
Es ist auch eine Übung, sich genau darauf einzulassen und dabei dem Perfektionisten nicht zu Wort kommen zu lassen.
Material für einen erfolgreichen Inktober
Ja, eine reisserische kleine Headline muss sein. Einen Teil meines liebsten Materials hatte ich 2021 für die #offroadARTchallenge schon mal zusammengestellt. Dort findest Du meine Lieblinge rund um Tusche und Tinte.
Für mich geht nichts ohne meinen Füller mit wasserfester Tinte und in diesem Jahr wiederentdeckt: dem Pocket Brush Pen (eventuell der mit der dunkelgrauen Tusche). Außerdem für den Fall der Fälle einen feinen, weißen Acrylmarker oder einen Gelstift – um als Finish noch keine Details hinzufügen zu können.
Ein paar Tipps von mir für eine gute Inktober-Zeit
- Ein kleines bisschen Vorbereitung!
Denn Vorbereitung steigert auch die Vorfreude. Ich reinige zum Beispiel meinen Füller und fülle ihn neu mit Tusche. - Choose your Weapons!
Leg Dir Deine Zeichenutensilien zusammen. Am besten dort, wo Du sie einfach greifen und loslegen kannst. Dann geht das auch in einem kleinen Zeitfenster. Zum Frühstück oder abends auf der Couch zum Beispiel. - Wenn Du schon Ideen hast, schreib sie auf! Oder kritzel sie auf ein Schmierblatt. Halte sie fest!
- Alles kann, nix muss!
Setz Dich nicht unter Druck. Wenn Dir ein Thema nicht passt, zeichne etwas anderes. Vielleicht hast Du zu einem anderen Prompt noch eine weitere Idee gehabt, die es sich lohnt auf Papier zu bringen. - Genauso müssen es nicht alle 31 werden. Vielleicht pickst Du Dir die Themen raus, bei denen Dir direkt etwas einfällt oder Du zeichnest nur die ungeraden Tage. Niemand gibt Noten oder überreicht Dir am Ende ein Zertifikat über die Teilnahme an der Inktober-Challenge.
- Rahmen: Finde ein Oberthema für die Challenge in der Du die einzelnen Themen aufgreifst. Ich hatte zum Beispiel mal Märchen der Gebrüder Grimm im Inktober gezeichnet.
- Better done than perfect.
Wer jeden Tag eine Zeichnung schafft, gerade wenn er sonst vielleicht einmal die Woche Stifte in die Hand nimmt, wird schnell merken: das wird nicht jeden Tag ein Kunstwerk. Aber auch darum geht es. Anfangen, weitermachen, dran bleiben. Dabei muss man auch ein Motive mal neben hin legen und sich sagen „Joa, hätte besser werden können. Isses aber nicht. Und das ist voll in Ordnung.“ Der Inktober ist dann vielleicht einfach mehr Quantität als Qualität, aber am Ende (im besten Fall) 31 Zeichnungen zu haben, macht auch echt stolz! - Außerdem, wer weiß ob nicht dabei einiges Material für ein „Redraw“ entsteht, dass man später nochmal aufgreifen möchte!?
- Schau nicht zu früh danach, was andere machen – suche erst selbst nach einer Bildidee! Man bremst sich sonst so schnell aus mit den vielen tollen Illustrationen die auf Instagram in kurzer Zeit gepostet werden.
- Und zu guter letzt: Wenn Dir der Oktober Spaß gemacht hat (und das hoffe ich sehr!), und diese Prompt-Listen haben Dir geholfen: Es gibt unzählige solche Challenges – vor allem bei Instagram. Auch den Inktober gibt es mittlerweile als Jahres-Edition mit 52 Wochen.
Mein Plan für den Monat Oktober
No “Under pressure” – Alles nur nicht unter Druck setzen (lassen)!
Denn ich habe im Oktober gleich mehrere tolle Termine im Kalender, auf die ich mich sehr freue. Ich bin mir schon jetzt ziemlich sicher, sie werden mich nicht nur an einem Tag vom Inktober und dem Zeichnen abhalten, sondern sicher gleich an mehreren. Es geht in die Niederlande um meine Neugier zu befriedigen, es geht auf die Insights-X nach Nürnberg zum Bloggertreffen, zur Buchmesse nach Frankfurt und dann erscheint ja nun auch endlich mein Ausmalbuch für Erwachsene “Geheimnisvolle Bücherwelten”! So ein Buchgeburtstag muss ja eigentlich irgendwie gefeiert werden (…und vor allem wohl auch beworben…), gell?
In diesem Sinne bleibt mir nur noch eines: Genießt den Oktober! Ob nun in Schwarz-Weiß oder doch das bunte Herbstlaub!
PS: Noch ein Funfact zum Abschluss. Bereits heute, gut 10 Tage vor dem 1. Oktober findest Du über den Hashtag #inktober2023 über 25.000 Beiträge bei Instagram! Wenn das nicht mal eine Erfolgsgeschichte ist…
Traudel meint
Vielen Dank Liebe Leonie, für deine wirklich tolle und verständliche Erklärung. Seit Jahren möchte ich mitmachen und scheitere regelmässig. In diesem Jahr werde ich mir nur einige Themen heraussuchen. Eine Frage: Hast du ein Lieblingsskizzenbuch, wo die Farbe nicht durchkommt?
Leoni Pfeiffer meint
Liebe Traudel, ich hab so viele Lieblingsskizzenbücher… Aber zuletzt hab ich vor allem gern in Blöcken gearbeitet, mit Tusche auf einem Canson Imagine und einem Clairefontaine Paint on.