Meisterschule der modernen Kalligrafie

Moderne Kalligrafie von A bis Z – Meisterschule der kunstvollen Schönschrift von Natascha "Tintenfuchs" Safarik.
[Werbung | Rezensionsexemplar]

Schon lange verfolge ich wie Natascha „Tintenfuchs“ Safarik schönste Schwünge mit der Spitzfeder in Buchstaben und Worte verwandelt. Und so habe ich mich sehr gefreut, als sie mich gefragt hat, ob ich ihr erstes Buch rezensieren würde. Es wurde mir vom Edition Michael Fischer Verlag ohne weitere Absprachen dazu zur Verfügung gestellt. Dankeschön.

Moderne Kalligrafie von A bis Z – Meisterschule der kunstvollen Schönschrift von Natascha "Tintenfuchs" Safarik.

Moderne Kalligrafie von A bis Z – Meisterschule der kunstvollen Schönschrift von Natascha “Tintenfuchs” Safarik.

„Moderne Kalligrafie von A bis Z“

Das Buch erschien 2018, pünktlich zur Frankfurter Buchmesse, als erstes Fachbuch zu diesem Thema in deutscher Sprache seit den 80er Jahren im EMF Verlag. Das Hardcover beinhaltet auf 144 Seiten viel Fachwissen. Doch ist es locker aufgebaut und die richtige Balance gefunden zwischen schönen Fotos, allgemeinen Informationen und genauen Anleitungen zum Schreiben mit der Feder. Dazu gibt es ein Poster mit den einzelnen Buchstaben sowie die Möglichkeit Übungsblätter auf der Verlags-Seite herunter zu laden.

Es kostet 19,99 Euro und ist mit der ISBN 978-3-96093-131-7 auch ganz easy im örtlichen Buchhandel zu haben.

Zur Autorin ein paar Worte

Ich hatte bereits 2017 das Vergnügen Natascha auf der Insights-X in Nürnberg persönlich kennen zu lernen. Neben ihrer Leidenschaft für die Kalligrafie mit der Spitzfeder, ist mir vor allem ihre Passion für den Schutz und die Pflege heimischer Wildtiere in Erinnerung geblieben – Dass sie bereits selbst Fuchskinder groß gezogen hat, hat mich sehr beeindruckt.

„Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss.“

Und neben ihrem Einsatz für Tiere musste Natascha „Tintenfuchs“ Safarik wohl vor allem dieses Buch schreiben. Sie teilt ihr Wissen aber nicht nur in dieser gedruckten Form mit uns – sie schreibt einen Blog, postet regelmäßig Tipps auf Instagram und gibt Kurse in der Kunst des schönen Schreibens mit der Spitzfeder. Ich hoffe sehr die Gelegenheit zu bekommen, einmal dabei zu sein.

"Ein Fuchs muss tun was ein Fuchs tun muss." Übung nach der "lockeren Copperplate" von Natascha Safarik.

“Ein Fuchs muss tun was ein Fuchs tun muss.” Übung nach der “lockeren Copperplate” von Natascha Safarik.

Warum mit der Spitzfeder schreiben?

Nun, es ist wohl vor allem der einmalige Charakter der durch den Duktus, die feinen Linien und Schwünge entsteht. Das elegante Schriftbild der Spitzfeder übt einen großen Charme aus, gerade jetzt wo Handlettering so im Trend ist.

Doch diese starken Variationen der Strichstärke sind nur mit wenigen anderen Schreibwerkzeugen möglich. Im Bild links eine Zeichenfeder im gerade Halter und eine Stenofeder im Oblique-Federhalter. Ganz anders in der Handhabung, aber nicht weniger reizvoll, sind dagegen der Schreibpinsel (im Bild Serie 1111 von DaVinci) und der beim Handlettering beliebte Brushpen (im Bild der Pocket Brush Pen von Pentel mit Nylonfasern). 

In der Mitte die beiden Werkzeuge, welche am meisten mit dem Begriff Kalligraphie verbunden werden: Breitfeder und Kalligrafiefüller. Beide sind in unterschiedlichen Breiten zu haben, sind nur leicht flexibel, die Strichstärke verändert sich rein durch die Drehung beim Schreiben der Buchstaben.

Keine Variation der Strichstärke lassen die Schreibwerkzeuge links im Bild zu: Füller, Fineliner, Glasfeder (so schön sieht sie aus) und Redisfeder. Der Schriftstil wird auch Monoline genannt.

Unterschiede der Werkzeuge ergeben Unterschiede in den Strichstärken.

Unterschiede der Werkzeuge ergeben Unterschiede in den Strichstärken.

Hinzu kommt der meditative Ablauf, den auch Natascha in ihrem Buch erklärt: Vom Vorbereiten des Arbeitsplatzes und des Materials, mit Reinigen der Feder und das Einsetzen in den gewählten Federhalter, Aufwärmübungen, immer wieder das Eintauchen der Feder in die Tinte, und natürlich das Schreiben.

Für mich interessant sind die Hinweise zu Materialien, die Natascha in ihrem Buch gibt. Ganz besonders zu Tinten, Tuschen und anderen Farben zum Schreiben. Wie nutzt man Aquarellfarben oder Gouache für die Kalligrafie? Wie kann man Tinte beeinflussen wenn diese nicht „out of the Tintenglas“ perfekt zu handhaben ist.

"Vollmilch" – Das wichtigste Stichwort für die Konsistenz der Farben zum Schreiben mit der Spitzfeder.

“Vollmilch” – Das wichtigste Stichwort für die Konsistenz der Farben zum Schreiben mit der Spitzfeder.

Die Schrift

Moderne Kalligrafie heißt in Nataschas Buch Englische Schreibschrift „Copperplate“. Die Beschränkung auf nur eine „Schriftart“ ist kein Nachteil, auch wenn es viele Handletterer generell immer schnell nach Abwechslung und weiteren Alphabeten lechzt. Ähnlich wie beim Brushlettering, finde ich es wichtig nach der generellen Beherrschung des Werkzeugs, ein gleichmäßiges Schriftbild zu lernen. Variieren, ausbauen und Regeln brechen, das kommt alles im Anschluss.

Natascha hat die klassische Copperplate für das Buch überarbeitet und ihr einen persönlichen und modernen Schliff verpasst. Bei ihr handelt es sich um eine elegante Kursive, also eine schräggestellte Schrift.

Wenn ich Grußkarten schreibe, bemühe ich mich um einen ähnlichen Winkel für eine elegante Anmutung. Schreibe ich mit Füller, entsteht diese Neigung fast wie von selbst, wenn auch nicht in einem so großen Winkel und vor allem leider nicht mit so einer Genauigkeit. Schreibt Ihr „in Schräglage“? Ich habe lange im Freundeskreis heimlich nach Handschriften Ausschau gehalten, doch kaum einer schreibt Kursiv. Dabei erinnere ich mich an die Schulzeit, in der „Schönschrift“ noch benotet wurde, an so einige schräge Schriften.

Eingerichteter Arbeitsplatz: Das Papier liegt schräg nach links gekippt, dadurch ist der Winkel leichter zu schreiben, die Schrift bekommt ihre elegante Schräglage.

Eingerichteter Arbeitsplatz: Das Papier liegt schräg nach links gekippt, dadurch ist der Winkel leichter zu schreiben, die Schrift bekommt ihre elegante Schräglage.

Zurück zum Buch: Nach den Vorbereitungen beginnt Natascha mit den Kleinbuchstaben. Diese sind nach gleichen Formen gebündelt und in jeweils drei Levels mit gesteigerten Schwierigkeiten dargestellt. Bevor es an die Großbuchstaben geht, werden häufige Fehlerquellen angesprochen und Übungen zum Verbinden der Buchstaben gezeigt.

Alle Buchstaben werden auf den Hilfslinien und mit dem Winkel für die richtige Schräglage gezeigt, so dass es sich leicht nachvollziehen lässt. Für mich persönlich ist beim Schreiben der Winkel leicht einzuhalten, aber das Verhältnis der Oberlänge zur x-Höhe muss ich stark beachten um einheitlich zu bleiben. Das liegt wohl auch vor allem an meiner Gewohnheit (und ich bin ein bekanntes Gewohnheitstier) mit einem eher kleinen Größenunterschied zwischen Versalien und Gemeinen zu schreiben. Die Hilfslinien sind hier sehr hilfreich für mich.

ljkghy – Übung für den Wechsel zwischen Ober- und Unterlängen.

ljkghy – Übung für den Wechsel zwischen Ober- und Unterlängen.

Abgeschlossen wird jedes Kapitel mit einem Troubleshooting zu den wichtigsten Fragen. Wer sich bereits mit Kalligrafie beschäftigt hat, kennt diese sicherlich und freut sich über die Antworten.

Auf die Versalien, die großen Buchstaben, folgen Zahlen, Satzzeichen und Sonderzeichen. Bevor es an die „Experimentellen Kapitel“ geht, zeigt die Autorin noch weiter gute Übungen, sogenannte Drills, aus der Schreibschule. Einige davon hätte ich bei weitem nicht so schwer eingestuft, wie sie dann für mich in der Ausführung waren. Die „Running Ovals“ mit dem Uhrzeigersinn muss ich wohl noch eine Weile üben, damit der Duktus stimmt. Also nicht enttäuscht sein, wenn es bei Euch auch nicht sofort klappt.

Den Abschluss machen die Themen „Pigmente selbst mischen“ (Stichwort Vollmilch) und das „Schreiben mit Rubbelkrepp“. Wäre ich da mal drauf gekommen, das mit der Feder zu verwenden, anstatt mir damit Pinsel zu ruinieren. Danke Natascha, das kommt nun nie wieder vor!

Mein Fazit:

Das Buch ist ein kompakt gehaltenes und doch starkes Fachbuch. Es erschlägt nicht mit Fachbegriffen oder abgehobenen Texten, sondern ist immer leicht verständlich. Die deutlichen Buchstaben, vor allem das inliegende Poster mit den Alphabeten in den drei Levels, machen es leicht möglich diese „lockere Copperplate“ nachzuarbeiten. Ein paar schöne Fotos von Anwendungen rundet es optisch ab.

Das Buch von "Tintenfuchs" auf dem Poster mit Alphabet in der "lockeren Copperplate".

Das Buch von “Tintenfuchs” auf dem Poster mit Alphabet in der “lockeren Copperplate”.

Und wenn man nicht, wie ich, sehr an seiner Handschrift hängt (sich also nur schwer von ihr lösen kann…), kommt man mit Übung und Fleiß gewiss bald zu den ersten Erfolgserlebnissen. Mit den vielen Tipps zu Materialien und Bezugsquellen, vermeidet man Fehlkäufe und die Möglichkeit Hilfslinien von der Verlags-Webseite herunterzuladen ermöglicht das baldige Üben.

Und darauf kommt es am Ende an! Das Üben der Handhabung der Spitzfeder genauso wie die schönen Formen der Schrift bis hin zu Variationen und eigenen Buchstaben. 

Damit mir das noch mehr Spaß macht habe ich mir die im Buch vorgestellten „Dinky Dips“, Gefäße zum Eintauchen der Feder in Tinte, selbst gebastelt. Natascha meint zwar, zur Not kann man die Laborproben Phoilen auch in einen aufgeschnittenen Schwamm stellen, doch eine etwas stabilere Variante habe ich mir doch gewünscht. Kurz war ich versucht dazu im Internet auf Shoppingtour zu gehen, oder mich in Vadders Werkstatt einzurichten, doch dann fiel mir ein Päckchen Lufttrocknende Modelliermasse in die Hände. Aus dieser habe ich dann auch gleich eine Ablage für den Federhalter geformt. Nun könnte ich sie sogar noch bemalen, doch die ersten Tintentropfen machen den Halter der Dinky Dips jetzt schon so charmant.

Wie findet Ihr sie?

Meine Dinky Dips beim ersten Einsatz.

Meine Dinky Dips beim ersten Einsatz.

Dinky Dips sind so praktisch, weil…

Ansonsten habe ich nun noch ein paar Dinge auf meinem Wunschzettel, Gummi Arabicum zum Beispiel. Und ich möchte auch die anderen Federn wieder auspacken – zum Beispiel die Bandzugfeder mit der ich damals in der Schule beim Schriftschreiben Unziale, Humanistische Kursive und natürlich Fraktur lernen durfte.

Und nu, viel Spaß beim Schreiben!

#Comments (5)

  • 12. Januar 2019
    Christian

    Oha. Das hatte ich gar nicht mitbekommen das der Tintenfuchs das Buch fertig hat. Schande über mein Haupt.

    Aber eindeutig. DAS muss ich mir auch durchlesen und durcharbeiten. Nicht nur weil es von Natascha kommt (die ich ja auf der gleichen Messe wie Du kennen lernen durfte), sondern weil das Thema auch sehr interessant ist. Und Deine Rezension mir Lust darauf gemacht hat. 🙂

    • 13. Januar 2019
      Leoni Pfeiffer

      Dich dürfte ja vor allem alles zum Thema Tinten interessieren!

  • 20. Januar 2019
    Tag der Handschrift 2019 › Leoni Pfeiffer

    […] Nach kurzer Überlegung zu meiner Post habe ich mich für ein Zitat entschieden, dass ich auf eine Karte mit Feder geschrieben habe. Wo ich doch gerade so gut in Übung bin, dank des kürzlich hier vorgestellten Buches „Moderne Kalligrafie von A bis Z“. […]

  • 16. September 2019
    Ein Leitfaden zur Handschrift › Leoni Pfeiffer

    […] Schreiblinien mit 10° und 30° Neigung (zum Vergleich, bei der englischen Schreibschrift im Kalligraphie-Buch von Natascha Safarik sind es 55°) sowie einem Brief der Autorin an ihre Leser in schönster […]

  • 2. Februar 2020
    Passion für Farbe und Papier › Leoni Pfeiffer

    […] “Tintenfuchs” Safarik war hier am Stand und zeigte die Kalligraphischen Künste mit der Spitzfeder. Dabei beantwortete sie geduldig alle Fragen zu Federn, Tinten und Papieren. […]

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