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Nicht zum ersten Mal hat Jörg Stroisch von MiaSkirbo, zu einer Veranstaltung zur „Langen Nacht des Schreibens“ geladen. Zum zweiten Mal nun in Form es Barcamps in den KalkSpace in Köln.
Für mich war es mein erstes Barcamp!
Von diesem Konzept eines Vortrags- bzw. Workshop-Tages hatte ich schon x Mal gehört und war immer wieder an der ein oder anderen Veranstaltung interessiert, doch manchmal ist es eben so: irgendwas (anderes) ist immer. Umso mehr hat es mich gefreut, dass es dieses (also letztes) Wochenende geklappt hat und ich vor Ort dabei war!
Der Raum im KalkSpace (ein CoWorking Raum des Vereins in Köln) war für den 8. Juni 2024 ausgebucht. Dazu kamen verschiedene Teilnehmer online via Zoom dazu. Die Teilnahme war für alle kostenfrei und somit die Plätze in Köln doch schnell vergeben.
Jörg begrüßte uns alle –Vorort wie auch im Zoom-Stream– und erläuterte kurz das Barcamp-Konzept für alle. Im Anschluss sammelten wir Vorschläge für die Impuls-Vorträge des Tages von allen Teilnehmenden. Zehn kamen zusammen, so dass im Anschluss gewählt wurde. Jeder Teilnehmer, vor Ort wie online, hatte drei Stimmen zu vergeben. Diese fünf Themen wurde gewählt:
- Maps and Notes – eine neue Art Notizen zu machen mit Rainer Dausner
- Handschrift IST Kalligraphie mit Petra Schöneberger
- Layout in der Kalligraphie auch mit Petra
- Zentangle inspiriert mit Anja
- Buchbinden mit der koptischen Bindung mit Susanne
Los geht’s mit dem Barcamp
Jeder Impuls-Vortrag war mit 30 Minuten angesetzt mit einer ebenso langen Pause für den Austausch untereinander im Anschluss. Das war auch wichtig, denn zu jedem Thema mochte man sich mit seinem Tischnachbar oder auch dem Vortragenden nochmal unterhalten, nachfragen, eigene Gedanken mitteilen.
Während wir vor Ort dazu an Tischen saßen und auf einem großen Monitor sehen konnten, was der oder die Vortragende vor sich auf dem Tisch hatte, sahen die Menschen im Zoom-Stream vor allem das. Ich habe es sehr genossen zwischen durch den Blick durch den Raum schweifen lassen zu können und die anderen Teilnehmenden zu beobachten.
Impuls 1 – Maps and Notes
Jeder Teilnehmer vor Ort bekam ein Musterblatt aus dem von Rainer entwickelten Notizbuch. Dabei machte es bei mir Klick! Das hatte ich doch schon mal gesehen… und zwar wurde uns auf der Insights-X 2022 in Nürnberg das Notizbuch PINORAMA von Rainer Dausner präsentiert.
Sein Impuls-Vortrag beginnt damit, dass er davon spricht was das Schreiben von Notizen macht: Gutes Papier, weil das Schreiben darauf auch im Kopf „schön“ ist. Schreiben muss Spaß machen – und dazu muss auch die Umgebung stimmen.
Er hatte sich über Jahre mit verschiedenen Techniken für Notizen auseinander gesetzt: Einfache Text-Schnipsel, die aber nicht im Kopf bleiben und immer langweilig aussehen. Min Maps, die aber oft so kurz gehalten sind, dass man sich schon wenig später kaum erinnern kann, wie genau es war. Sketchnotes, die zwar hübsch anzusehen sind, aber nicht für jeden universell zu verstehen – erst recht nicht nach einem längeren Zeitraum und ggf. nicht in einem anderen Kulturkreis.
Rainer hat daher sein eigenes System entwickelt: Maps and Notes. Zeichnungen und Texte. Dazu nutzt er eine Doppelseite in dem von ihm entwickelten Notizbuch mit ganz spezieller Lineatur.
Links sind die Linien dicht und damit Hilfslinien für Zeichnungen in alle Richtungen. Rechts finden sich in einem Rahmen nur die bekannten Dots, als Linien für das Schreiben.
Links setzt beginnt man mit seinen Maps, seinen Zeichnungen, von Icons oder Symbolen, die sich gern durch Boxen, Pfeile etc. verbinden lassen.
Rechts hingegen schreibt man sich seine Notes, Notizen zu den Zeichnungen. Dadurch verbindet man gleich beides. Nummeriert man die Maps und die Notes, ist ein Zusammenfügen der Infos auch ganz einfach.
Woher kommt sein System bei Maps and Notes?
Rainer hat sich dafür unter anderem mit der Neurologie befasst: Was muss zusammen kommen, damit die Informationen in verschiedenen Gehirnarealen abgelegt werden bzw. diese angeregt werden.
Wörter und Zahlen. Motorik. Rhythmus und Struktur. Farben. Vorstellungsvermögen. Räumlichkeit und Vernetzung. Logisch und verständlich.
Auf die Frage, warum er sich für das Quadrat als Format entschieden hat, sagt Rainer: „Hauptsache anders. Weil daran erinnert man sich.“
Mehr über “Mapes and Notes” sowie die handgemachten Notizbücher findest Du bei Pinorama auf der Webseite und auf Rainers Instagram Kanal.
Impuls 2 – Handschrift IST Kalligraphie
Petra Schöneberger als Vortragende ist Kalligraphin und unterrichtet unter anderem an der VHS und der Uni. Sie begrüßte uns mit einem Zitat: „Das kreative Potenzial der Kalligraphie ist die Handschrift.“ (Prof. Gottfried Pott). Natürlich von ihr schön in Szene gesetzt in schwungvollen Buchstaben.
Sie gab eine Zusammenfassung was alles aus der einfachen Handschrift durch Variation bereits entstehen kann – ohne das man dafür bereits eine eigene Schriftart lernen muss. Durch die Veränderungen in der Neigung von gerade nach rechts oder auch links, dem Abstand zwischen den Buchstaben, den Variationen der Größen der Ober-, Unterlängen und natürlich der x-Höhe, und zu guter letzt der Verwendung von Groß- und Kleinbuchstaben. Dadurch ergeben sich bereits so viele Varianten der eigenen Handschrift.
Petras kalligraphische Arbeiten findest Du auf Ihrem Instagram Profil “Petra_S_aus_K”
Impuls 3 – Layout in der Kalligraphie
Die Prinzipien der Gestaltung wurden mit kleinen Skizzen und Thumbnails, aber auch an fertig gestalteten Karten von Petra gezeigt. Wie schafft man Balance und wie nutzt man diese. Wie entsteht Kontrast beim Schreiben. Wie nutzt man die Dominanz geschickt und was ist eigentlich der Goldene Schnitt?
Was mir als Mediengestalter wohl bekannt, erklärte sie kurz und knackig und mit schönen Beispielen allen Teilnehmenden. Wie praktisch dabei kleine Skizzen im Daumennagel-Format sind um sich für eine passende Aufteilung eines Layouts zu entscheiden, zeigte sie an praktischen Beispielen.
Impuls 4 – Zentangle inspirierte Kunst
Mediation in Linienform brachte uns Anja nahe: Das „Zen“ für Mediation und Entspannung – das „Tangle“ für Knäul oder auch Muster. Und schwupp, wart es still im Raum.
Zeichnen ganz und gar nicht ergebnisorientiert, sondern abwartend was daraus wird. Trotz des meditativen Linienziehens merkt man sofort die Konzentration um klar und gerade den Stift zu bewegen und Punkte zu treffen.
Anja zeigte uns dazu viele verschiedene Zentangle inspirierte Werke, die sie in den letzten Wochen zur Entspannung gemalt hat – nicht nur analog auf Papier, sondern auch digital am iPad. Grafische Werke mit verschieden starken Kontrasten.
Manch einer erinnerte sich dabei an Neurographisches Zeichnen. Zentangle ist wie NeuroGrafik übrigens ein geschützter Begriff, und wird in verschiedenen Schulungen und Kursen von zertifizierten Personen angeboten.
Impuls 5 – Buchbinden
Ein Thema, das viele interessierte: Wie bindet man aus einfachem Papier und Kordel ein Buch? Mit der koptischen Bindung. Susanne hatte alles bereits vorbereitet: Karton als Buchdeckel, Papierbögen auf die Hälfte gefaltet als Signatur zusammen getragen, Buchbinderfaden und eine gebogene Nadel. Mehr braucht es nicht. Okay, doch noch ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl.
Als Papier hatte sie von Hahnemühle das Cappuccino Pad und das Grey Pad mitgebracht. Vom guten Verhalten beim Schreiben mit Füller und Tinte abgesehen, war die Zweifarbigkeit für uns alle ein Vorteil: auf dem Bildschirm, sicher auch im Zoom-Stream, war es so einfach die einzelnen Signatur-Bündel von einander zu unterscheiden und zu erkennen, wo Susanne den Faden entlang führte.
Dieser Impuls war der einzige, der die 30-Minuten-Marke knapp verfehlte. Trotzdem ging jeder mit seinem einen kleinen Buch nach Hause.
Susanne und ihre schriftlichen Werke findest Du auf ihrem Instagram-Kanal.
Die weiteren Themenvorschläge für das Barcamp zur „Langen Nacht des Schreibens“ waren:
Kalligraphie mit dem Brushpen, Fantasiekarten, Papiere, Füller reinigen (ganz wichtig!) und „Feder schleifen“.
Letzteres hätte mich wirklich sehr interessiert, aber zum Glück hat Sebastian von „Federstiel und Tintenklecks“ mit Phillip Landsiedel (Landsiedel Fine Writing) dazu bereits ein Doku-Video “Wie schleift man eine Füller-Feder” auf YouTube veröffentlicht.
Zum Thema „Füller reinigen“ findest Du ein gut erklärtes Video und einen Blogartikel bei Chris von „Writing Delight“, der auch beim Barcamp dabei war.
Neben den Vorträgen gab es auch was zu gucken und anfassen
Vor Ort im KalkSpace war die Firma Waldmann mit wunderschönen Füllfederhaltern und anderen Schreibgeräten. Eines feiner als das andere. Waldmann stellt seine Schreibgeräte in Deutschland her und ist mit der über 100-jährigen Firmengeschichte, vor allem für die große Kunst des Gravierens bekannt. „Jedes Stück ein Unikat“. Warum aber nicht jeder Füller für das Gravieren geeignet ist, ließ ich mir erklären und fand das sehr aufschlussreich.
Natürlich gab es auch eine kleine Goodie Bag, wie es sich ja für eine solche Veranstaltung gehört. Ich freue mich über das Info-Päckchen zu den Füllern von Cleo Skribent und ein streichelzartes Papier von Hahnemühle.
Was ich beim Barcamp zur Langen Nacht gelernt habe:
- Es gibt trockene Tinten, ja wirklich. Und wer einen Faber-Castell Grip Füller verwendet, sollte sich darüber mal informieren. Die original Faber-Castell Tinten fallen wohl unter sogenannte trockene Tinten und damit wäre ein leidiges Thema mit diesem Füller gelöst: Das Tropfen und Spritzen beim Öffnen der Kappe. Danke Susanne für den Tipp!
- Buchbinden entspannt auch wenn es äußerst spannend ist.
- Vergesse nie die Gedächtnis-Spur aka. „Übung macht den Meister”!
Was uns verbindet: Hand“arbeit“ beim Schreiben oder Zeichnen
Was genau diese Arbeit nun ist, mag gar nicht so wichtig sein. Doch die Verknüpfungen die dabei entstehen, ob man Buchstaben schreibt, zeichnet oder auch ein Buch bindet, sind für alle mehr als greifbar geworden. Dafür haben wir alle eine gewisse Passion!
Nach dem Barcamp ging es für einen Teil der Teilnehmenden in einen nahegelegenen Biergarten. Come together heißt das dann. So viel Input macht hungrig! Und durstig sicher auch. Natürlich war auch hier noch nicht Schluss mit Fachsimpeln und austauschen über Füller und andere Schreibgeräte, über Vorlieben und Hasslieben.
Danke an Jörg!
Für die Organisation dieses Events und für die Einladung dabei zu sein! Es war spannend und hat meinen Horizont wieder ein Stück erweitert.
Über MiaSkribo findest Du weitere Berichte zur „Langen Nacht des Schreibens 2024“.
Die „Lange Nacht des Schreibens“ beruht auf der Initiative Schreiben.
Bis Anfang dieses Jahres war dies ein eingetragener Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hatte das Schreiben mit der Hand zu fördern. Die „Lange Nacht“ war dabei als Veranstaltung im Einzelhandel konzipiert um darüber nicht nur die Menschen zum Schreiben anzuregen, sondern auch den Handel für Schreibgeräte direkt am POS zu fördern.
Seit Anfang 2024 ist die “Initiative Schreiben” ein Nonprofit-Projekt der X47 GmbH.
Girl_ink_and_tea meint
Danke für den schönen Bericht.
Viele Grüße
Susanne